An diesem Montag nimmt die GLS Investment Management GmbH, kurz GLS Investments, ihr operatives Geschäft auf. In dieser Tochtergesellschaft bündelt die Bochumer Nachhaltigkeitsbank GLS ihr Investmentgeschäft, in das sie 2013 als Initiator des mittlerweile gut 500 Millionen Euro schweren GLS Bank Aktienfonds eingestiegen war. 2015 folgte der GLS Alternative Investments Mikrofinanzfonds, 2017 der GLS Bank Klimafonds und im Jahr darauf der B.A.U.M. Fair Future Fonds.

An der Spitze der neuen Investmentgesellschaft stehen Karsten Kührlings, der schon in der Vergangenheit das Fondsgeschäft und das Nachhaltigkeitsresearch der Bank verantwortete, und Marvin Mechelse, der die Abteilung Vertriebsmanagement geleitet hatte, bevor er für zwei Jahre zur Unternehmensberatung Zeb ging – und nun als Geschäftsführer der GLS-Tochter zurückkehrte. Im Interview mit FONDS professionell ONLINE erläutert Kührlings, was die Bank bewogen hat, ihr Investmentgeschäft auszugliedern, und welche Ziele das Team damit verfolgt.


Herr Kührlings, die GLS Bank hat ihr Fondsgeschäft in eine eigene Tochtergesellschaft ausgegliedert. Was war der Anlass?

Karsten Kührlings: Das hat mehrere Gründe. Unser Fondsgeschäft ist in den vergangenen Jahren sehr schnell gewachsen, die jährliche Wachstumsrate lag meist über 50 Prozent. Jüngst haben unsere vier Fonds die Marke von einer Milliarde Euro verwaltetem Vermögen überschritten.

Also konnte die Sparte auch innerhalb der Bank wachsen und gedeihen. Warum dann die Auslagerung?

Kührlings: Ab einer gewissen Größe ist es sinnvoll, eine eigene Infrastruktur für das Investmentmanagement aufzubauen. Die IT-Systeme unseres Mutterkonzerns sind naturgemäß für das Bankgeschäft optimiert, nicht für einen Fondsanbieter. Das gleiche gilt für das Risikomanagement, das nun ebenfalls unser neues Unternehmen übernimmt. Uns ist außerdem wichtig, weiterhin schlank und agil aufgestellt zu sein. Innerhalb der Bank, die selbst stark wächst und mittlerweile rund 700 Mitarbeiter beschäftigt, kommt man irgendwann an seine Grenzen.

Wie viele Kollegen arbeiten denn bei GLS Investments?

Kührlings: Wir sind anfangs 25. Die meisten wechselten aus der Bank, einige Funktionen wie das Risikomanagement und die Compliance haben wir aber auch neu aufgestellt.

Welche Teams wurden denn "umgehoben"?

Kührlings: Einmal die Portfolioberatung, also das Team, das die Zusammensetzung der Fonds verantwortet. Dann das Angebotsmanagement – so nennen wir alles rund um Produktmanagement, Vermarktung und Vertrieb. Und schließlich das Nachhaltigkeitsresearch, das ich als Herzstück unseres Unternehmens bezeichnen würde, weil es den echten Unterschied ausmacht: Wir verarbeiten nicht nur Daten externer ESG-Agenturen, sondern leisten uns eigene Analysten, die die Unternehmen in unserem Anlageuniversum auf Nachhaltigkeitsaspekte hin untersuchen.

Sie sprechen von "Portfolioberatung". GLS Investments ist also nicht selbst der Fondsmanager?

Kührlings: Ja, diese Funktion liegt wie bisher schon je nach Fonds bei IP Concept oder Universal-Investment. Unser Unternehmen hat eine KWG-Erlaubnis für Anlageberatung und -vermittlung. Mittelfristig möchten wir auch die Lizenz für die Finanzportfolioverwaltung beantragen.

Mit der Loslösung vom Mutterkonzern soll sicherlich auch eine breitere Vermarktung einhergehen. Vertreiben Sie die Fonds heute schon aktiv über andere Kanäle?

Kührlings: Die Bank ist und bleibt natürlich unser wichtigster Vertriebspartner. Zweitgrößte Säule sind aktuell Selbstentscheider, also Anleger, die unsere Produkte von sich aus nachfragen. Wir haben das Glück, dass unsere Fonds gekauft statt verkauft werden. Wir kooperieren außerdem mit einigen Nachhaltigkeitsbanken in Deutschland. Seit Kurzem ist unsere Palette auch bei einer nachhaltigen Bank aus Spanien erhältlich.

Spielt der freie Vertrieb, etwa über Maklerpools, eine Rolle?

Kührlings: Dort sind unsere Fonds in aller Regel gelistet, weil die Pools eine Nachfrage nach unseren Produkten sehen. Das Geschäft außerhalb der GLS hat sicherlich viel Potenzial. Momentan kümmern sich zwei Kollegen um die Betreuung dieser Vertriebspartner, bei steigender Nachfrage werden wir dieses Team aber ausbauen. Aktuell arbeiten wir gemeinsam mit einem Big-Data-Analysehaus daran, weitere mögliche Kooperationspartner zu identifizieren, in erster Linie Finanzberater, denen so wie uns an einer wirklich nachhaltigen Geldanlage gelegen ist. Ein Beispiel sind Unternehmen, die sich auf die Finanzberatung für Frauen spezialisiert haben. Diese Zielgruppe legt oft sehr großen Wert auf Nachhaltigkeit, da gibt es eine große Schnittmenge.

Aktuell bieten Sie zwei globale Aktien-, einen Misch- und einen Mikrofinanzfonds an. Dabei soll es wahrscheinlich nicht bleiben, oder?

Kührlings: An Ihrer Aufzählung wird schon deutlich, dass zum Beispiel ein Rentenfonds fehlt, auch wenn es in diesen Zeiten sicherlich schwierig ist, in diesem Segment ein attraktives Produkt aufzulegen. Auf diesem Gebiet würden wir uns daher mit einem Partner zusammentun. Denkbar sind auch Aktienfonds mit thematischer Spezialisierung. Mittelfristig möchten wir jedoch vor allem den Bereich abseits der liquiden Wertpapiere stärken, denn dort ist die potenzielle Wirkung deutlich größer. Im globalen Süden gibt es beispielsweise einen enormen Bedarf an Investitionen, den die dortigen Volkswirtschaften alleine nicht stemmen können. Wir wollen das Kapital dorthin lenken, wo es gebraucht wird, und so zur nachhaltigen Transformation beitragen. Denkbar sind beispielsweise Darlehen an Mittelständler in Afrika, die an Lösungen arbeiten, die den Menschen vor Ort wirklich helfen.

Im UCITS-Mantel geht das nicht. An welche Vehikel denken sie da? An geschlossene AIF?

Kührlings: Es dürfen jedenfalls keine Graumarktprodukte sein, wie wir sie aus der Vergangenheit kennen. Neben der bei uns bereits etablierten Struktur eines offenen Publikums-AIFs finde ich als Vehikel den ELTIF interessant, der wegen der hohen Mindestanlage aktuell allerdings nur für vermögende Anleger in Frage kommt. Vielleicht bewegt sich die Regulierung in diesem Punkt ja noch und erlaubt bei einer höheren Diversifikation auch niedrigere Einstiegssummen. Ich bin fest davon überzeugt, dass viele Privatanleger ein großes Interesse an echtem Impact Investing haben. Das ist nicht nur eine Sache für große institutionelle Investoren, wie mitunter behauptet wird.

Vielen Dank für das Gespräch. (bm)