Das Urteil zweier Credit-Suisse-Analysten über die Aussichten für das Fondshaus GAM fällt verheerend aus. Nach der Suspendierung des Managers Tim Haywood und der schrittweisen Auflösung seiner Fonds erwarten die beiden Experten, dass Anleger nahezu komplett ihr Geld von GAM abziehen werden. Dies berichtet der Branchendienst "Financial News".

Der Aktienkurs des Asset Managers brach daraufhin um mehr als zehn Prozent ein und ging am Donnerstag zu einem Kurs von 7,29 Schweizer Franken aus dem Handel. Der Kursverfall setzte sich am Freitagvormittag fort. Die Aktie verlor noch einmal mehr als vier Prozent und rutschte zeitweilig unter die Marke von sieben Franken.

"Null Volumen" bleibt bei GAM
Das Haus hatte Haywood suspendiert, weil dieser interne Richtlinien missachtet haben soll. Die Führung um Alexander Friedman beschloss daraufhin, die betroffenen Fonds einzufrieren und zu liquidieren. In den neun Absolute-Return-Bondportfolios lagen per Ende Juli 7,3 Milliarden Schweizer Franken (6,3 Milliarden Euro). GAM erläuterte vor wenigen Tagen, wie die Anleger nun schrittweise ihr Geld erhalten sollen. Das Haus will für Kunden alternative Produkte auflegen.

Doch das Analystenduo räumt dem Plan geringe Chancen ein. "Bei aller gebotenen Vorsicht nehmen wir an, dass null Volumen in die neuen Strukturen fließt, die GAM für seine Kunden aufbauen will", schreiben Tom Mills und Martin Price. Fraglich sei zudem, was mit den Mandaten geschehe, die nach der gleichen Strategie verwaltet werden. Zwar sei es schwer abzuschätzen, was institutionelle Investoren unternehmen. Doch es wäre durchaus "umsichtig anzunehmen, dass die gravierende Störung der Absolute-Return-Serie darin münden wird, dass 100 Prozent des verwalteten Vermögens abgezogen werden."

Weiterer Schlag
Das Drama um die Haywood-Fonds belastet die gebeutelten Schweizer einmal mehr. Das Haus hatte sich gerade erst von der Attacke eines aktivistischen Investors erholt. Dieser hatte vergangenes Jahr eine Ablösung von Vorstandschef Friedman gefordert. Auf einer Aktionärsversammlung konnte sich Friedman zwar halten, kassierte aber einen Denkzettel. Vor allem die üppige Vergütung angesichts schlechter Finanzergebnisse war den Anteilseignern übel aufgestoßen.(ert)