Die Nachricht kommt einer kleinen Sensation gleich. Am Dienstag wird im hessischen Sulzbach eine Bankfiliale eröffnet, die sich zwei Institute teilen: die Volksbank Frankfurt und die Taunus Sparkasse. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Spiegel". Demnach solle die Gemeinschaftsfiliale an vier von fünf Wochentagen öffnen: An zwei Tagen werden nur Sparkassen-Kunden persönlich betreut, an den anderen beiden nur Volksbank-Kunden. Basisdienstleistungen wie Geldabheben sollen aber durchgehend möglich sein.

Die Geldhäuser gehören zu den eigentlich in Konkurrenz stehenden großen öffentlichen Finanzgruppen. Die Hessen hatten mancherorts zwar bereits in der Vergangenheit kooperiert, doch nun soll die Zusammenarbeit auf alle Gemeinden im Geschäftsgebiet ausgeweitet werden, in denen beide Banken mit jeweils einer Filiale vertreten sind. Dem "Spiegel" zufolge betrifft das rund 50 Standorte. Geplant sei, dass die Kunden beider Banken in Zukunft an diesen Orten nur noch eine gemeinsame Filiale aufsuchen.

Einmalinvestition: Fünf Millionen Euro
Die Kosten für die Filialumgestaltung beziffern die Banken auf einmalig fünf Millionen Euro. Im Gegenzug sparen sie jeweils Beträge in einstelliger Millionenhöhe pro Jahr. Denn die überschüssigen Filialen werden geschlossen, offene Stellen werden mit den bestehenden Mitarbeitern besetzt, die an anderer Stelle nicht mehr gebraucht werden. Das sei günstiger als externe, teure Mitarbeiter zu rekrutieren, schreibt das Nachrichtenmagazin.

Der Spiegel spekuliert weiter, dass diese ungewöhnliche Zusammenarbeit weit über den Taunuskreis hinaus Schule machen dürfte. Schließlich würden Sparkassen, Volksbanken und auch private Institute wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank mit den gleichen Problemen ringen: steigende Kosten, sinkende Erträge und die Tatsache, dass im Zeitalter des Onlinebankings nur noch wenige Kunden den Weg in eine Filiale finden.

Zudem: Deutschland gilt mit 1.783 Banken und 27.887 Zweigstellen per Jahresende 2018 noch immer als "overbanked". Dabei stutzen die Institute über alle drei Säulen des Finanzgewerbes hinweg – also Privat-, Genossenschaftsbanken und Sparkassen – schon seit Jahren ihr Filialnetz zurück. (jb)