Der Gruppe der genossenschaftlichen Geldinstitute gelang das, wovon herkömmliche Geschäftsbanken nur träumen: die Gebühreneinnahmen deutlich zu steigern. So kletterte der Provisionsüberschuss der Volks- und Raiffeisenbanken im Jahr 2017 um fast neun Prozent auf 6,5 Milliarden Euro. Der Zinsüberschuss nahm hingegen leicht um ein Prozent ab, blieb aber mit 18,6 Milliarden Euro immer noch die größte Ertragsquelle des Verbunds.

In den konsolidierte Jahresabschluss der Gruppe fließen die Geschäftszahlen aller 915 Volksbanken und Raiffeisenbanken, der Sparda-Banken, sowie der genossenschaftlichen Spezialinstitute ein – also von der kleinen Volksbank ums Eck bis hin zur DZ-Bank, der R+V Versicherung, Schwäbisch Hall und dem institutsübergrefenden Fondsanbieter Union Investment. Insgesamt erwirtschafteten die Institute einen Gewinn vor Steuern von fast neun Milliarden Euro, ein Plus von mehr als sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Wertpapiergeschäft gewinnt an Fahrt
Grund für den Zuwachs beim Provisionsüberschuss waren nicht nur die Gebühreneinnahmen, etwa für die Kontoführung, sondern auch eine Steigerung des Wertpapiergeschäfts, teilte der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) mit. "Die Kunden reagierten hier erkennbar auf die niedrigen Zinsen und entschieden sich bei ihren Vermögensanlagen vermehrt für Wertpapiere und Fonds", heißt es in der Mitteilung.

Diese Entwicklung bestätigen die Absatzzahlen von Union Investment. Der zentrale Asset Manager der Gruppe verzeichnete starke Mittelzuflüsse in seine Fonds. Allein seit Jahresbeginn warben die Genossen unter dem Strich 4,5 Milliarden Euro für ihre Wertpapierpublikumsfonds ein – mehr als jeder andere Anbieter in Deutschland.

Profitabler als die Großbanker
Die Steigerungen werden sich jedoch so nicht uneingeschränkt fortsetzen lassen. Angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen und der steigenden Kosten wegen der strikteren Regulierung rechnet die Gruppe für 2018 mit einem leichten Gewinnrückgang. Zudem warnte der Verband vor Risiken für die Konjunktur, etwa durch den drohenden Handelskrieg oder den Brexit.

Die Genossen scheinen jedoch für einen Abschwung weit besser gewappnet als manch andere Bank. Bester Beleg: Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis (Cost-Income-Ratio) der Gruppe lag bei beachtenswerten 65,3 Prozent. Soll heißen: Von einem Euro Erlös blieben fast 35 Cent übrig. Die Deutsche Bank meldete für das Jahr 2017 hingegen eine Cost-Income-Ratio von 93 Prozent – von einem Euro Erlös blieben also nur sieben Cent übrig. (ert)