Standard Life Investments, die Fondssparte des schottischen Versicherungskonzerns, hat in der ersten Jahreshälfte unter dem Strich einen Mittelabzug von 4,6 Milliarden britischen Pfund (5,1 Milliarden Euro) erlitten. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatten Anleger dem Haus noch 1,7 Milliarden Pfund (1,9 Milliarden Euro) frisches Geld anvertraut, teilte das Unternehmen mit.

Der schottische Finanzkonzern Standard Life hatte Anfang März 2017 angekündigt, den ebenfalls schottischen Asset Manager Aberdeen für rund 3,8 Milliarden Pfund zu übernehmen. Zusammen verwalten die Häuser ein Vermögen von rund 660 Milliarden Pfund. Dieses Gewicht soll dem neuen Konzern die nötige Schlagkraft verleihen, um im härter werdenden Konkurrenzkampf zu bestehen.

Flaute beim Flaggschiff
Der Mittelschwund bei Standard Life Investments schlug sich leicht auf die Erlöse nieder, die von 431 Millionen Pfund im ersten Halbjahr 2016 auf 429 Millionen Pfund sanken. Dank einer strikten Kostenkontrolle kletterte aber der Vorsteuergewinn um acht Prozent auf 190 Millionen Pfund.

Die Nettomittelabflüsse gehen vor allem auf das Erfolgsprodukt GARS zurück. Anleger zogen unter dem Strich 5,6 Milliarden Pfund aus dem Fonds ab. Die Geldflucht wurde nur zum Teil durch Zuflüsse in andere Fonds des Hauses ausgeglichen. Die Gesellschaft begründet die Absatzflaute mit der zeitweiligen Performance-Schwäche des milliardenschweren Flaggschiffs.

Entscheidende Anhörung
Allerdings hatten auch britische Finanzvermittler, Vermögensverwalter und Berater für institutionelle Investoren ihren Kunden abgeraten, weiterhin Geld in Fonds von Aberdeen oder Standard Life zu stecken, nachdem die beiden Häuser den Zusammenschluss verkündetet hatten. Die Befürchtung war, dass im Zuge der Fusion Top-Fondsmanager abwandern. Die Häuser versuchten daraufhin, mit "Halteprämien" ihre Spitzenkräfte zum Verbleib zu bewegen. Die Schätzungen für einen Stellenabbau reichen auf bis zu 1.000 von derzeit rund 9.000 Mitarbeitern.

Der gesamte Standard-Life-Konzern steigerte im ersten Halbjahr den operativen Gewinn um sechs Prozent auf 362 Millionen Pfund. Das Haus betreut ein Vermögen von 362 Milliarden Pfund. Der Stichtag für den Zusammenschluss ist der 14. August. Drei Tage vorher ist die entscheidende Anhörung vor den Regulierungsbehörden. (ert)