Knapp ein Jahr ist es her, dass die beiden Fonds-Finanz-Gesellschafter Norbert Porazik und Markus Kiener Softfair übernommen haben, einen Hersteller von Vergleichsrechnern und Maklerverwaltungsprogrammen. Im August verleibte sich die Fonds Finanz dann das Softwarehaus Vorfina ein, und seit Mitte März ist auch Edisoft ein Teil des Münchner Maklerpools. Welche Ziele verfolgt die Fonds Finanz damit? Tim Bröning, der in der Geschäftsleitung die Themen Unternehmensentwicklung und Finanzen betreut und die Investmentsparte des Pools leitet, erläutert im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE die Hintergründe.


Herr Bröning, die Fonds Finanz beziehungsweise deren Gesellschafter haben in den vergangenen zwölf Monaten drei Softwareanbieter übernommen. Mit dem klassischen Maklerpool-Geschäft hat das wenig zu tun. Was steckt hinter diesem Strategieschwenk?

Tim Bröning: Unsere Vision ist es, die Digitalisierung maßgeblich und nachhaltig voranzubringen und branchenweit einheitliche Standards zu schaffen. Das haben wir auch so in unserem Strategieprogramm verankert. Es gibt zwei Wege, diese Vision zu verfolgen: Entweder wir entwickeln die entsprechenden Systeme selbst – oder wir kaufen zu. Aktuell arbeiten wir intensiv daran, unsere allumfassende Maklerplattform aufzubauen, und die drei genannten Unternehmen liefern dafür jeweils wichtige Bausteine. Bei der Übernahme von Edisoft kommt hinzu, dass wir bekanntermaßen unser Investmentgeschäft stärken möchten. Das Unternehmen hatte in enger Kooperation mit uns unsere Investmentberatungsplattform "Advisor's Studio" entwickelt, die wir nun auch in die allumfassende Maklerplattform integrieren werden.

Hat die Fonds Finanz denn vor, munter weitere Softwareanbieter zu übernehmen? Oder fühlen Sie sich inzwischen gut ausgestattet?

Bröning: Aktuell planen wir keine weiteren Übernahmen. Sollte sich eine günstige Gelegenheit ergeben, werden wir diese gegebenenfalls jedoch ergreifen. Generell gilt, dass wir unsere Kapazitäten mit Blick auf die Softwareentwicklung deutlich gestärkt haben und nun sehr gut aufgestellt sind. Die Produkte der Softwarehäuser ergänzen sich prima. Vorfina stellt Finanzanalyse-Tools her, die den Finanzberater dabei unterstützen, den Kundenbedarf zu ermitteln. Geht es dann um die Produktauswahl, helfen die Lösungen von Softfair im Versicherungsbereich und von Edisoft im Investmentgeschäft.

Softfair wurde nicht von der Fonds Finanz übernommen, sondern von der Finanzsoft, einem Unternehmen der beiden Fonds-Finanz-Gesellschafter Norbert Porazik und Markus Kiener. Warum das?

Bröning: Diese Lösung unterstreicht die Unabhängigkeit von Softfair. Dieser Punkt ist ganz wichtig: Softfair und die Fonds Finanz sind zwei völlig getrennt voneinander arbeitende Unternehmen, nur die Eigentümer sind die gleichen. Für die Fonds Finanz ist und bleibt Softfair ein Dienstleister, der Software-Lösungen liefert – so wie in den vergangenen Jahren auch schon. Softfair arbeitet mit vielen anderen Unternehmen aus der Branche zusammen – das gilt auch für die Zukunft.

Softfair stellt unter anderem Maklerverwaltungsprogramme her, mit denen auch Wettbewerber von Ihnen arbeiten. Dort kamen nach der Übernahme Bedenken auf, die Fonds Finanz könnte Daten absaugen.

Bröning: Das ist natürlich nicht der Fall. Gerade um solche Bedenken auszuräumen, ist die strikte Trennung der beiden Firmen so entscheidend. In Deutschland gelten strenge Datenschutzgesetze, die wir selbstverständlich beachten. Wir haben überhaupt kein Interesse daran, Daten fremd zu nutzen. Die Fonds Finanz und Softfair leben vom Vertrauen ihrer jeweiligen Kunden in ihre Verlässlichkeit. Dieses Vertrauen werden wir auf keinen Fall aufs Spiel setzen.

Softfair soll offensichtlich eigenständig bleiben. Ist denn geplant, Edisoft und Vorfina eines Tages zu fusionieren oder in die Fonds Finanz zu integrieren?

Bröning: Nein. Auch diese Unternehmen bleiben eigenständige Firmen, sie behalten ihren Standort, ihren Namen und auch ihre etablierte Marke. Auch die ehemaligen Inhaber beider Unternehmen bleiben als Geschäftsführer an Bord. Das ist wichtig, sowohl für die Kunden als auch für die Mitarbeiter.

Bei Softfair stieg der Eigentümer aus Altersgründen aus. Weil ein Nachfolger aus der Familie fehlte, verkaufte er das Unternehmen. Aber warum veräußerten die Vorfina- und Edisoft-Gründer ihre Firmen, wenn sie sogar weiterhin Geschäftsführer bleiben?

Bröning: Die beiden Unternehmen entwickeln hervorragende Produkte, sind aber zu klein, um sie gut vermarkten zu können. Ich erinnere mich an meine Zeit bei Siemens, wo ich M&A-Deals mitbetreut habe. Da gab es Tüftler aus Baden-Württemberg, die tolle Produkte entwickelt hatten, diese aber kaum verkaufen konnten, weil der Vertrieb fehlte. Nachdem sie ihr Unternehmen an Siemens veräußert hatten, wurden ihre Produkte plötzlich in 190 Ländern vermarktet. Das war für alle Seiten von Vorteil. Ähnlich – wenn auch in anderer Dimension – ist es jetzt mit Vorfina und Edisoft: Wir können deren Entwicklungen in unsere allumfassende Maklerplattform integrieren und so auf einen Schlag für 27.000 Vermittler nutzbar machen. Darüber hinaus stehen die Entwicklungen weiterhin der gesamten Branche zur Verfügung. Edisoft baut beispielsweise auch Factsheets für Fondsanbieter. Wir haben gute Kontakte zu den Investmentgesellschaften und können entsprechend Türen öffnen.

Wie haben denn die Mitarbeiter der Softwarehäuser auf den Eigentümerwechsel reagiert?

Bröning: Die Mitarbeiter haben durchweg positiv reagiert, schließlich ändert sich ja nicht wirklich etwas für sie – ihr Job und sogar der Arbeitsweg bleiben ja der gleiche. Die Übernahme durch die Fonds Finanz hat außerdem einen großen Vorteil für die Mitarbeiter von Edisoft und Vorfina: Sie können sich nun auf ihre Leidenschaft, die Softwareentwicklung, konzentrieren, weil die Fonds Finanz ihnen einige administrative Aufgaben abnehmen kann.

Softfair ist ein hochprofitables Unternehmen: Im Jahr 2016 fiel laut Jahresabschluss ein Überschuss von fast 450.000 Euro an, der Gewinnvortrag summierte sich Ende 2016 auf 1,7 Millionen Euro. Für Edisoft und Vorfina liegen im Bundesanzeiger keine aktuellen Zahlen vor. Zumindest früher waren die beiden Häuser vergleichsweise klein und kaum profitabel. Warum dann die Übernahme?

Bröning: Unser Ziel war nicht, zwei hochprofitable Unternehmen zu kaufen. Es ging wie erwähnt darum, wichtige Bausteine für unsere allumfassende Maklerplattform zu erwerben – und genau das ist geglückt.

Vielen Dank für das Gespräch. (bm)