Am 1. Dezember startet die Fondsplattform Morgenfund, das Joint-Venture von DWS und Blackfin Capital. Sie führt die Investmentplattform IKS der DWS fort, wird sich aber stärker als in der Vergangenheit konzernfremden Fondshäusern öffnen. An der Spitze des Managements der Gesellschaft steht mit Rudolf Geyer ein Urgestein der Branche. Der langjährige Chef der European Bank for Financial Services (Ebase, bald FNZ Bank) berichtet im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE über die Gründe seines Einstiegs, erklärt, warum DWS und Blackfin großes Potenzial für die Fondsplattform sehen, und welches Angebot die Kunden beim operativen Start erwarten können, der für das Ende des ersten Quartals 2023 geplant ist.

Herr Geyer, wie kam es zu Ihrem Engagement bei Morgenfund?

Rudolf Geyer: Nach meinem Ausstieg bei der Ebase hatte ich 2020 eine Beratungsfirma gegründet. In diesem Zusammenhang konnte ich Blackfin Capital Partners beim Erwerb der DWS-Plattform beraten – von den ersten Gesprächen über alle Stationen eines M&A-Deals bis hin zum Closing der Transaktion. Dass ich jetzt als Geschäftsführer mein Engagement fortsetze, hatte ich nicht mehr auf dem Zettel, aber es ist eine sehr spannende Aufgabe, und vor allem freue ich mich, mit meinem Wissen und meiner Erfahrung noch einmal durchstarten zu können.

Was war denn ihr Urteil über die DWS-Plattform?

Geyer: Deren Potenzial ist groß, wenngleich gewisse Defizite aufzuholen sind. Die Plattform hat eine große Zahl an Kunden, Vertriebspartner wie Versicherungen, Maklerpools und Vertriebsgesellschaften sowie auch eine große Anzahl an professionellen Investoren. Ein Problem ist, dass die Plattform heute nur eine begrenzte Anzahl von Fonds außerhalb der DWS-Fondspalette gelistet hat. Diesen Aspekt und noch einiges mehr werden wir ändern und die Kunden mit einem verbesserten Angebot wieder enger an uns binden. Das Joint-Venture mit Blackfin Capital Partners ermöglicht der Plattform auch die erforderliche Unabhängigkeit und Beweglichkeit in einem interessanten Marktumfeld.

Warum sollten die Partner der DWS-Plattform oder besser nun Morgenfund das Geschäft mit Ihrem Haus wieder ausbauen? 

Geyer: Sie müssen das auch aus Sicht eines Vertriebspartners, Maklerpools oder eines großen institutionellen Kunden sehen. Diese haben eine Anbindung an eine der bekannten Plattformen, wollen aber aus einer Vielzahl an Gründen eine aktive Kooperation mit einem weiteren großen Anbieter. Und da bietet sich die Zusammenarbeit mit Morgenfund an. In der aktuellen Marktsituation sehen wir genau hier unsere Chance, die wir mit unseren Gesellschaftern im Hintergrund realisieren werden. Hier liegt auch der Reiz der Aufgabe für mich selbst.

Neben einer großen Fondspalette sind für Anleger heutzutage die Kosten sehr wichtig. Können Sie schon Details zu den Depotmodellen und den Gebühren sagen?

Geyer: So viel kann ich sagen: Für die bestehenden Kunden wird sich am Pricing nichts Wesentliches ändern. Und diese Konditionen sind sehr attraktiv! Für das künftige Neugeschäft wollen wir uns nicht in einer Vielzahl von Depotmodellen verlieren, sondern übersichtlich und transparent sein. Unser Kernangebot wird deshalb ein Online-Depot sein, das offen ist für alle Fonds, die wir gelistet haben. Möchten Kunden das Depot offline führen, werden wir einen verursachergerechten Zuschlag berechnen.

Für den erfolgreichen Betrieb einer Depotbank ist heutzutage auch eine ausgefeilte IT notwendig. Was können die Systeme von Morgenfund? Was werden Sie ändern müssen?

Geyer: Eine gute Frage. Tatsächlich gibt es eine Menge zu tun und zu optimieren. Wir werden beispielsweise optimierte Schnittstellen zu Maklerpools und Vertriebsgesellschaften anbieten, was aber eine vergleichsweise einfache Aufgabe ist. Was wir aber nicht tun werden: eine neue Depotverwaltungssoftware einsetzen und eine Migration auslösen. Der Aufwand und die Risiken sind schlicht zu groß. Das vorhandene IT-Ökosystem wird aber in ein Cloudumfeld gebracht. Von da aus werden wir unsere neuen Möglichkeiten zur Optimierung massiv verstärken. Für all das braucht man einen starken Partner, der gewillt ist, die nötigen Investitionen zu tätigen. Mit Blackfin Capital Partners haben wir einen äußerst soliden Hintergrund, der uns das ermöglicht.

Viele Ihre Mitbewerber bieten neben Fonds und ETFs auch Girokonten, Aktien, Zertifikate oder auch Fonds-Vermögensverwaltungen anbieten. Planen Sie das auch?

Geyer: Fonds, ETF und Online-Vermögensverwaltung ja, die anderen Themen nein. Meine Erfahrung ist, je breiter die Angebotspalette entwickelt wird, desto schwieriger ist es, die Angebotstiefe zu erhalten. Genau darum geht es uns aber. Wir sind Spezialist in unserem Kerngeschäft, dem Vertrieb und der Verwahrung von Fonds und ETFs für verschiedene Zielgruppen und Anwendungsbereiche. Natürlich bleibt auch die Online-Vermögensverwaltung Teil unseres Sortiments. Wir werden das Angebot sogar ausbauen und ergänzend zur Luxemburger Vermögensverwaltung diese Leistung künftig auch in Deutschland anbieten

Werden Sie dann die Luxemburger Plattform schließen?

Geyer: Nein. Das hängt auch mit unseren verschiedenen Zielgruppen zusammen.

Das müssen Sie erläutern.

Geyer: Wir haben drei Zielgruppen: Privatkunden, betriebliche Kunden und institutionelle, vornehmlich internationale Kunden. Diese adressieren wir über unsere drei Vertriebskanäle. Die Präferenz unserer Kunden bestimmt dabei den Ort unserer Leistungserbringung: Deutschland oder Luxemburg. Gerade unsere internationalen Kunden schätzen diese Auswahlmöglichkeit.

Ein gutes Angebot allein reicht nicht, es muss auch vermarktet werden. Wie groß wird Ihr Vertriebsteam sein?

Geyer: Wir sind bereits zum Start gut unterwegs, und ich gehe davon aus, dass wir rund zehn Key Account Manager haben werden, um speziell unsere großen Partner betreuen zu können.

Vielen Dank das Gespräch. (jb)