Der Wieslocher Finanzvertrieb MLP vermittelt ab sofort keine Hanse-Merkur-Versicherungen mehr. Damit reagiert das Unternehmen auf den Umstand, dass der Hamburger Versicherer seinen Anteil an MLP deutlich auf 10,03 Prozent der Stimmrechte ausgebaut hat. Mit dem Schritt unterstreiche die Finanzberatungsgesellschaft "die Bedeutung der Unabhängigkeit in ihrem Geschäftsmodell", heißt es in einer Pressemitteilung der MLP.

Weil die Schwelle von zehn Prozent überschritten wurde, muss MLP als Versicherungsmakler Neukunden auf die Beteiligung der Hanse-Merkur-Gruppe hinweisen. So sieht es das Gesetz vor. "Um jeglichen Anschein potenzieller Interessenkonflikte in der Kundenberatung zu vermeiden, setzt MLP die Produktpartnerschaft bis auf weiteres aus", so das Unternehmen.

Der Versicherer spricht von einer "Finanzinvestition"
Die Unabhängigkeit von Produktherstellern biete "entscheidenden Mehrwert für Kunden, Berater und Anteilseigner", erläutert der Finanzvertrieb. "Als Versicherungsmakler legt MLP für die Aufnahme von Produkten in das Portfolio und die Auswahl in der Beratung klar definierte Qualitätskriterien zugrunde, die sich am Bedarf der MLP-Zielgruppe orientieren." Darauf habe MLP auch die Hanse-Merkur-Gruppe hingewiesen.

Die Hanse Merkur beteiligte sich über ihren Krankenversicherer an MLP. Der Erwerb stelle eine "Finanzinvestition" dar, heißt es in der Stimmrechtsmitteilung. "Abhängig von individuellen Unternehmensparametern" sei beabsichtigt, innerhalb der nächsten zwölf Monate weitere Aktien zu erwerben. Wenn es mit Blick auf die finanziellen Ziele sinnvoll erscheine, werde auch eine "Einflussnahme auf die Besetzung von Verwaltungs-, Leitungs- und Aufsichtsorganen" und eine Änderung der Dividendenpolitik angestrebt.

Der Übernahmeversuch der Swiss Life scheiterte 2008
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Versicherer im großen Stil MLP-Aktien erwirbt. Im Jahr 2008 hatte sich der Schweizer Branchenriese Swiss Life mit Unterstützung durch den damaligen AWD-Vorstandschef Carsten Maschmeyer an einer Übernahme versucht – letztlich ohne Erfolg. Jüngst erinnerte sich Unternehmensgründer Manfred Lautenschläger in einem Interview zum 50. Firmenjubiläum an diese Zeit: "Die Schweizer haben (…) deutlich gemacht, was sie mit MLP vorhaben. Ich bin damals fast vom Stuhl gefallen, habe dem Verwaltungsratsvorsitzenden, der bei uns zu Gast war, aber klargemacht, dass die Unabhängigkeit unser Erfolgsrezept ist", zitierte die "Rhein-Neckar-Zeitung" Lautenschläger.

Auch heute sind neben der Hanse-Merkur-Gruppe weitere Versicherer an MLP beteiligt, allerdings mit weniger als zehn Prozent. Aktuellen Angaben auf der MLP-Website zur Aktionärsstruktur zufolge hält die Barmenia seit Ende März vergangenen Jahres 8,5 Prozent der Anteile. Weitere 6,18 Prozent der Aktien liegen seit dem Jahr 2008 bei der Allianz. (bm)