Wegen Büropflicht: Deutschen Finanzfirmen laufen die Mitarbeiter davon
Starre Regeln rund um das Büro führen offenbar bei deutschen Finanzdienstleistern zur Abwanderung von Mitarbeitern.
Rund 74 Prozent der Personalverantwortlichen in Finanzunternehmen in Deutschland haben in den zurückliegenden sechs Monaten Beschäftigte verloren an Firmen, bei den es weniger feste Vorgaben zu bestimmten Arbeitszeiten und -orten gab. Das geht aus einer Studie des Personalwesen-Portals Remote hervor, die "Bloomberg News" vorab vorlag. Befragt wurden 81 Führungskräfte in Finanzunternehmen in Deutschland, darunter Banken.
Bei deutschen Banken hatten flexiblere Arbeitsmodelle in der Pandemie einen breiten Siegeszug angetreten. Vielerorts wurde Homeoffice zum Alltag. Parallel kam Workation als weiteres freiwilliges Angebot bei einigen Kreditinstituten hinzu, darunter bei Helaba, LBBW und BayernLB. Gemeint ist das zeitweise Arbeiten aus dem Ausland.
Dass Banken sich derart flexibel zeigten, dürfte wohl auch mit dem Fachkräftemangel zusammenhängen. In vielen Bereichen wie etwa Regulatorik werden dringend Mitarbeiter gesucht. Die Zahl der öffentlich ausgeschriebenen Stellen bei Banken und Fintechs in Deutschland lag allein im zweiten Quartal bei 39.000, ein Zehntel mehr als im Vorjahreszeitraum. Das belegt eine Studie des Berliner Personalmarktspezialisten Index Gruppe.
Streit um Homeoffice-Regeln
Indessen gibt es in einigen Teilen der Finanzbranche Bemühungen, die Mitarbeiter wieder öfter ins reguläre Büro zurückzuholen. Erst Anfang des laufenden Jahres war beispielsweise bei der Deutschen Bank ein Streit zu verschärften Homeoffice-Regeln entbrannt.
In der Befragung von Remote berichteten rund 88 Prozent der Verantwortlichen in deutschen Finanzunternehmen von einer gestiegenen Nachfrage der Mitarbeiter nach mehr Flexibilität bei der Arbeit. Für die Studie hatte Remote das Marktforschungsunternehmen Censuswide mit der Befragung von Führungskräften ab Direktoren-Ebene mit Verantwortung für die Einstellung von Personal beauftragt. Im August 2024 wurden hierfür 4.126 Personen in mehreren Ländern befragt, darunter Deutschland. (mb/Bloomberg)
Kommentare
Macht Homeoffice einen "unsichtbar"?
AntwortenAls selbständiger Unternehmensberater für den Privathaushalt kann ich mir einteilen, ob ich in der Kanzlei präsent bin oder im Homeoffice. Die Erfahrung zeigt jedoch, das nur die Präsenz vor Ort Synergieeffekte bietet, die dem gesamten Team hilft noch erfolgreicher zu sein. Auf der anderen Seite freut mich, dass es angestellte Banker im Homeoffice gibt, die auch noch um 18:00 Uhr meine übermittelten Finanzierungsanfragen bearbeiten. Letztendlich wird es der Mix machen. Wenn ich jedoch Angestellter wäre, würde ich die Präsenz im Büro/Filiale definitiv vorziehen. Es ist sicherlich für die Karriere günstig "sichtbar" zu sein. Ein "unsichtbarer" Homeoffice Mitarbeiter könnte bei Entscheidungen leicht mal übersehen werden.
Sammy am 01.10.24 um 18:03