In Deutschland gibt es immer weniger Volks- und Raiffeisenbanken. Ende vergangenen Jahres gab es 915 genossenschaftlich organisierte Institute – 57 weniger als ein Jahr zuvor. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Angaben des Verbandes der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR). Nur zum Vergleich: Zur Jahrtausendwende hatte es noch 1.800 Volks- und Raiffeisenbanken gegeben, in den 1970er-Jahren sogar 7.000.

Der Grund für den massiven Rückgang seien zumeist Fusionen unter den teilweise sehr kleinen Banken. Damit wurde auch das Filialnetz weiter ausgedünnt: Die verbliebenen Institute unterhielten 2017 noch rund 11.100 Filialen. Fünf Jahre zuvor waren es noch mehr als 13.000, kurz nach der Wiedervereinigung Anfang der 1990er-Jahre mehr als 20.000.
 
Dieser Abwärtstrend werde sich fortsetzen, allerdings dürfte das Tempo kurzfristig etwas nachlassen, sagte die seit Jahresbeginn amtierende BVR-Präsidentin Marija Kolak der Agentur. "Das ist aber kein Rückzug aus der Fläche, weil wir auch neue Formate anbieten", zitiert Reuters sie. Dazu gehören unter anderem automatisierte Servicestellen ohne Personal sowie digitale Angebote. Ein dichtes Fililalnetz bleibe aber zentraler Strategiebestandteil. "Eine genossenschaftliche Direktbank wird es nicht geben", sagte Kolak der Agentur. 

Gestiegene Provsionseinnahmen
Wirtschaftlich lief das vergangene Jahr gut. Der Gesamt-Jahresüberschuss lag Reuters zufolge unter dem Strich bei knapp 1,6 Milliarden Euro, leicht über dem Vorjahreswert von 1,52 Milliarden Euro. Das sei unter anderem der anhaltend robusten Konjunktur und nicht zuletzt dem Immobilienboom zu verdanken gewesen. Entsprechend habe die Summe der privaten Wohnungsbaukredite um 5,2 Prozent auf 233 Milliarden Euro zugelegt. 

Neben dem Kredit- und Hypothekengeschäft hatten Gebühren für Kontoführung und Zahlungsverkehr großen Anteil daran, dass die Genossenschaftsbanken die Einnahmenausfälle durch die Minizinsen kompensieren können. Hinzu kamen steigende Einnahmen aus dem Geschäft mit Wertpapieren und Fonds: Der Provisionsüberschuss kletterte entsprechend um 8,1 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro. (jb)