Trotz zum Teil drastischer Gebührenerhöhungen, immer neuer Extra-Entgelte und zunehmender Minuszinsen auf Einlagen stehen die Bundesbürger mehrheitlich treu zu ihrer Hausbank, wie jüngst eine Umfrage zeigte. Die sieben Kölner Finanzämter zählen nicht dazu: Sie haben allesamt ihre Konten bei der Sparkasse Köln-Bonn gekündigt und sind zur Bundesbank gewechselt.

Der Grund: Die Sparkasse verlangt von Kunden für Einlagen ab einer Million Euro aufwärts seit Mai eine Art Strafzins in Höhe von 0,4 Prozent (FONDS professionell ONLINE berichtete). Dem entsprechend hatte das öffentlich-rechtliche Kreditinstitut auch die bei ihr deponierten Steuergelder mit diesem "Verwahrentgelt" belegt, wie die Kölnische Rundschau berichtet – und offenbar nicht mit dem Unmut des staatlichen Großkunden gerechnet.

Das Finanzamt Köln-West hatte daraufhin in Absprache mit der Oberfinanzdirektion begonnen, Kunden, die keine Einzugsermächtigung erteilt haben, über den bevorstehenden Institutswechsel zu informieren. Nun ist es amtlich: Die Sparkassenkonten der Kölner Finanzämter gibt es nur noch bis Ende Juli. 

Beispiel könnte Schule machen
"Wir bedauern die Entscheidung der Kölner Finanzämter, die Kontoverbindung zur Sparkasse Köln-Bonn nicht weiterführen zu wollen“, sagte Unternehmenssprecher Jörg Wehner gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger. "Wir geben exakt weiter, was die Europäische Zentralbank uns abverlangt, um die Zinsbelastung in Teilen aufzufangen und nicht länger in vollem Umfang subventionieren zu müssen", verteidigt Sparkassen-Sprecher Christian Schilling die Gebührenpolitik gegenüber der Rundschau.

Andere Finanzämter in Nordrhein-Westfalen könnten ebenfalls bald Steuergelder in Millionenhöhe von Sparkassen und Volksbanken im Lande abziehen und Zahlungen über ein Konto bei der Bundesbank abwickeln, mutmaßt der Stadtanzeiger. Bei der deutschen Notenbank bleibt die Einlagenverwahrung weiterhin gebührenfrei. "Um unnötige Verwaltungskosten zu vermeiden, hat sich die Finanzverwaltung Nordrhein-Westfalen dazu entschieden, künftig ausschließlich die kostenlosen Serviceleistungen der Bundesbank zu nutzen“, teilte die Oberfinanzdirektion NRW auf Anfrage der Zeitung mit. (jb/ps)