Der Kölner Maklerverbund Finanznet rüstet sich für die Zukunft – mit einem zweiten Gesellschafter, einer überarbeiteten IT-Infrastruktur, neuen Kooperationen und einem angepassten Geschäftsmodell.

Das operative Geschäft wurde aus der Finanznet Holding AG herausgelöst und in die Finanznet Unabhängige Finanzberater GmbH überführt. Die Anteile an dieser im vergangenen Jahr gegründeten Gesellschaft liegen zu gleichen Teilen bei der Finanznet Holding, die dem Firmengründer Udo Masrouki gehört, und Sebastian Weißschnur. Beide agieren als Geschäftsführer. Weißschnur überwies zum einen Geld an Masrouki, brachte zum anderen aber auch frisches Kapital in die Gesellschaft ein – und neue Ideen.

Vom Vorstandsreferent zum Geschäftsführer
"Bei Sebastian Weißschnur weiß ich genau, was ich an ihm habe", sagt Masrouki im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. Er spricht von einem "Ziehsohn": Weißschnur kam 2009 als Vorstandsreferent in seine Holding, stieg zum Bereichsleiter auf, machte sich dann als Makler selbstständig – und kehrte nun ins Unternehmen zurück. "Er bringt frisches Blut und neue Ideen in die Firma, vor allem was Punkte wie die Digitalisierung oder Social Media anbelangt", so Masrouki.

"Ich weiß es sehr zu schätzen, im Tagesgeschäft des Maklerverbunds entlastet zu werden und mich nun stärker auf die Beteiligungen meiner Holding konzentrieren zu können", meint der 1965 geborene Unternehmer. Dass Weißschnur (Jahrgang 1979) nicht nur als Geschäftsführer, sondern auch als Gesellschafter an Bord kam, zeigt, dass Masrouki ihn für seinen Maklerverbund als Nachfolger positioniert.

Einstieg ins Endkundengeschäft
In den vergangenen Monaten hat Weißschnur die Geschäftsabläufe des Maklerverbunds digitalisiert – vom Verwaltungsprogramm bis hin zur Online-Terminvergabe – und neue Rahmenvereinbarungen mit Dienstleistern und Produktpartnern ausgehandelt. "Der Aufbau der neuen Infrastruktur bedeutete anfangs natürlich einen sehr großen Aufwand", betont Masrouki. "Der Vorteil ist, dass unser Geschäft jetzt skalierbar ist." Das gilt nicht nur für die Anbindung neuer Makler, sondern auch für die zweite, neu aufgebaute Sparte: das Endkundengeschäft.

Im vergangenen Jahr begann Finanznet, Verbundpartner enger an sich zu binden – als Angestellte. "Die Idee dafür kam aus der Vermittlerschaft", sagt Masrouki. "Bei vielen Maklern gibt es den Wunsch, eine berufliche Heimat zu finden, eine Marke, unter der sie auch nach außen hin auftreten können." Man habe sich bewusst gegen ein Handelsvertreter-Modell und für Festanstellungen entschieden. Mittlerweile gibt es deutschlandweit sieben Finanznet-Niederlassungen, weitere sollen folgen. "Wichtig ist, dass jeder festangestellte Berater seinen Kundenbestand behält und auch weiterhin von ihm profitiert", betont Weißschnur. "Wir möchten jedem Finanzberater ermöglichen, sein Geschäft auf Vordermann zu bringen, sei es wie bisher als Verbundpartner oder neu im Angestelltenverhältnis."

Robo-Advisor mit Maiestas und Investify
Weißschnur hebt die neuen Kooperationen hervor, die Finanznet geschlossen hat. Ein Beispiel ist "Digivesto", ein Robo-Advisor, der in Kooperation mit dem Kölner Vermögensverwalter Maiestas und dem Technologiedienstleister Investify entstand. "Für dieses Produkt ist keine Erlaubnis als Finanzanlagenvermittler nötig", sagt Weißschnur. "Die Kunden durchlaufen den gesamten Prozess vom digitalen Onboarding bis hin zur Depoteröffnung eigenständig. Die Finanznet-Partner agieren als Tippgeber." Geht es um die Einzelfondsvermittlung, arbeitet Finanznet mit der BfV Bank für Vermögen zusammen, dem Haftungsdach des Maklerpools BCA.

Eine weitere Kooperation betrifft die Honorarberatung – hier winken 15 Prozent Rabatt auf die Konditionen des Göttinger Dienstleisters Honorarkonzept. Für Policen von Versicherern wie Swiss Life, HDI oder Alte Leipziger spricht Finanznet eine "Höchstcourtage-Garantie" aus. "Wichtig ist, dass die Vermittler ihre Direktanbindungen zum Versicherer behalten", sagt Weißschnur. "Wir sind kein Maklerpool, sondern ein Verbund, der für seine Mitglieder möglichst attraktive Konditionen aushandelt."

Digitales Empfehlungsmarketing
Auch bei der Marketingunterstützung möchte Finanznet neue Wege beschreiten. "Für ein Coaching zum digitalen Empfehlungsmarketing bei Vertriebstrainer Dieter Kiwus profitieren unsere Vertriebspartner von erheblichen Rabatten", nennt der neue Geschäftsführer ein Angebot, mit dem er um Makler wirbt. "Mit dieser und anderen Schulungen und Tools möchten wir den Vermittlern zeigen, welche Vorteile ihnen die Digitalisierung bietet und wie sie ihr Geschäft damit voranbringen können", sagt Weißschnur, der selbst ein Maklerbüro in Siegburg betreibt. "Davon profitiert letztlich nicht nur der Makler selbst, sondern auch Finanznet." (bm)