Die Bawag Gruppe hat die bereits seit längerem geplante Übernahme der Deutschen Ring Bausparkasse AG übernommen. Das teilten die beiden Unternehmen mit. Die Bawag gehört mehrheitlich den US-Investoren Cerberus und Golden Tree, die vor knapp einem Jahr Teile der Bank in Wien an die Börse brachten. Mit dem IPO- Geld soll die Expansion vorangetrieben werden.

Die Bawag hat per Ende des Halbjahres eine Bilanzsumme von 44,3 Milliarden Euro. Die Deutscher Ring Bausparkasse AG mit Sitz in Hamburg ist eine bundesweit tätige Bausparkasse und bietet seit 1972 Bauspar- und Baufinanzierungsprodukte an – vorzugsweise über digitale Vermittlungsplattformen und Baufinanzierungsmakler. Das Unternehmen wies Ende 2017 eine Bilanzsumme von 554 Millionen Euro aus und beschäftigt rund 100 Mitarbeiter. Mehrheitseigentümer der Deutscher Ring Bausparkasse AG waren die Basler Versicherungen; Minderheitenaktionär die Signal-Iduna-Gruppe.

Expansion mit Hindernissen
Die Bausparkasse ermögliche der Bawag einen weiteren Ausbau des Retailgeschäfts in Deutschland, heißt es. Dieser Ausbau geht offenbar nicht ganz so schnell vonstatten, wie sich das die Bawag vorstellt. So macht die Easybank, die Direktbanktochter der Bawag, in Deutschland entgegen ursprünglicher Pläne noch immer kein Geschäft. Eigentlich wollte die Easybank in Deutschland unter dem Markennamen Qlick bereits vor mehr als einem Jahr starten. Die Qlick-Homepage zeigt unverändert an, dass man an dem Angebot arbeite. Versprochen werden dort Kreditbeträge von tausend bis 50.000 Euro. Im Bawag-Halbjahresbericht heißt es, man wolle Qlick mit dem Kernsystem der Südwestbank verbinden und dadurch "erhebliche Marktchancen" in Deutschland nutzen.

Die Bawag hatte die Südwestbank 2017 übernommen. Die Traditionsbank mit fast hundertjähriger Geschichte ist eigentlich primär im Geschäft mit vermögenden Privatkunden und Firmenkunden tätig und regional vor allem im baden- württembergischen Raum fokussiert. Nun soll die Bank aber nach dem Willen der Bawag neu positioniert werden und zwar mit breiter Aufstellung im Retailsegment und mit bundesweiter Verbreitung. Dazu gehört auch, dass die Südwestbank mit der Konsumkredite-Plattform von Qlick verbunden wird. Das Produktangebot der Südwestbank werde "optimiert", heißt es im Halbjahresbericht. Auch werde die Südwestbank eine Wohnbaukreditoffensive ausrollen. Hier gibt es Schnittstellen mit der Deutscher Ring Bausparkasse.

In deutschen Medien wude diese Schwerpunktverlagerung der Südwestbank bisher vielfach kritisch kommentiert. Auf wenig Gegenliebe stößt vor allem ein geplanter Stellenabbau, der laut im Mai kolportierten Zahlen bei rund 40 Prozent liegen könnte. Die Börse scheint bis jetzt von den Bawag-Plänen noch nicht überzeugt: Der Kurs notiert mit rund 17 Prozent Abschlag zum Börsengang im Oktober 2017. (eml)