Vier Jahre lang arbeitete Fabian Mohr als Aktienanalyst bei Flossbach von Storch. Während dieser Zeit stellte er fest, dass sich sehr viele Leute Gedanken darüber machen, wie sich der Zahlungsverkehr effizienter gestalten ließe. Zugleich wunderte er sich, dass die Deutschen immer noch viel Geld auf dem Konto versauern lassen, statt es zu investieren. Um das zu ändern, hat er im Mai 2022 zusammen mit Kerstin Schneider und Sebastien Segue Unitplus gegründet. Das Start-up bietet Kunden eine Kombination aus Tagesgeldkonto und langfristiger Vermögensanlage.

Im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE zieht Mohr eine erste Bilanz und berichtet, wie sich das in Berlin ansässige Unternehmen im Zuge der Zinswende entwickelte, welche Produktneuheiten es gibt und warum er Robos nicht als Mitbewerber sieht.


Herr Mohr, Unitplus startete mit dem Angebot eines Depots mit Zahlungsfunktion. Damit agieren Sie und Ihre Mitstreiter in einem wettbewerbsintensiven Umfeld, unter anderem auch mit Robo-Beratern und Asset Managern. Wie lautet Ihr Fazit nach dem ersten Jahr?

Fabian Mohr: Wir sind ausgesprochen zufrieden. Wir veröffentlichen zwar keine Geschäftszahlen, ich kann aber verraten, dass wir mehrere Millionen Euro pro Woche an Nettomittelzuflüssen haben und die Zahl der Depots im Monat vierstellig wächst. Allerdings muss ich Ihre Einschätzung zu unserem Marktumfeld etwas korrigieren. Wir sind schon Konkurrenten von Online-Vermögensverwaltern und Fondsmanagern, sehen uns aber nicht als direkte Mitbewerber. Unser Ansatz und unser Produkt unterscheiden sich von deren Angeboten deutlich, was sicher auch ein Grund für unser Wachstum ist.

Das müssen Sie erklären.

Mohr: Unser Ansatz ist, ein klassisches Sparprodukt mit Chancen am Kapitalmarkt und Zahlungsfunktionen zu verbinden. Das funktioniert grundsätzlich gut, denn viele Kunden, die vor allem auf der Suche nach einer Bankkarte sind, haben Interesse an dem Angebot. Jeder fünfte Kunde nutzt seine Unitplus-Karte mittlerweile als primäres Zahlungsmittel. Damit haben wir gegenüber Gesellschaften, die nur Anlageprodukte bieten, einen großen Vorteil beim Direkt-Marketing übers Internet und Social-Media-Kanäle: Konto und Bankkarte werden von Verbrauchern wesentlich häufiger im Internet gesucht. Das schlägt sich auch in unseren niedrigen Werbungskosten nieder, die pro Kunde unter 30 Euro liegen.

Das ist tatsächlich wenig. Aber suchen denn viele Verbraucher nach Bankkarten?

Mohr: Ja, allerdings spielen uns aktuell die gestiegenen Zinsen sehr in die Hände. Wir haben im Mai mit dem Tagesgeld "Cash Plus" ein weiteres Produkt gestartet, das Anlegern im Moment knapp vier Prozent Zinsen bietet. Das ist sehr beliebt, weil es mehr als die Inflationsrate von aktuell 3,8 Prozent zahlt und im Gegensatz zu Aktien und Anleihen keine Volatilität hat. Neun von zehn Kunden kommen derzeit wegen dieses Tagesgeldes zu uns. Wir haben daher auch ein Festgeldangebot in der Planung.

Wie stellen Sie das dar? Mit Ihrem Partner, der Aion Bank?

Mohr: Nein, die Basis ist ein Geldmarkt-ETF der DWS, auf den wir mit der Deutschen Bank einen Swap abgeschlossen haben, sodass die Zinsen täglich gezahlt werden.

Fürchten Sie nicht, zum reinen Anbieter von Tagesgeldern zu werden?

Mohr: Überhaupt nicht, weil wir es schaffen, die Kunden in unsere Anlagestrategien umzuleiten, deren Zahl wir um ein weiteres Aktien-Anleihen- und ein reines Staatsanleihen-Portfolio auf nunmehr sieben erhöht haben. Zudem investieren auch bestehende Kunden in weitere Strategien. Rund die Hälfte unserer Anleger ist das erste Mal am Kapitalmarkt aktiv, das ist eine gute Entwicklung!

Und wie gelingt Ihnen das?

Mohr: Seit dem großen Update vor einigen Wochen können Kunden mit wenigen Klicks in beliebig viele Anlagestrategien gleichzeitig investieren. Abgesehen davon stellen wir fest, dass Kunden schnell verstehen, wie Unitplus funktioniert, und dann Vertrauen fassen. Der Schritt, anschließend ein weiteres Portfolio mit einer Mischung aus Aktien und Anleihen zu eröffnen, ist dann nicht mehr so groß.

Wir danken für das Gespräch. (jb)