Der Skandal um den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard gibt immer weitere Rätsel auf. Nun ist es offenbar zu einem mysteriösen Todesfall gekommen. Der ehemalige Asienchef des Konzerns mit Sitz in Aschheim bei München, Christopher B., soll in der philippinischen Hauptstadt Manila verstorben sein. Darüber berichten diverse Medien, unter anderem das "Handelsblatt" und die "Financial Times". Über die Ursache für den Tod des 44-jährigen Ex-Managers ist den Zeitungen zufolge bislang nichts bekannt.

Christopher B. sei schon seit mehreren Jahren nicht mehr aktiv innerhalb des Wirecard-Konzerns gewesen, berichtet das "Handelsblatt". Er und seine Frau führten aber zwei philippinische Zahlungsabwickler. Über diese soll Wirecard einen Großteil seiner angeblichen Asienumsätze erwirtschaftet haben. Nach Informationen von "Insidern" galt B. auch als wichtiger Kontaktmann für den nach wie vor unauffindbaren Ex-Vorstand des Konzerns, Jan Marsalek, der gerüchteweise hohe Summen an Bargeld auf die Philippinen verbracht haben soll, wie das "Handelsblatt" schreibt.

Ermittlungen in Fernost laufen auf Hochtouren
Mit dem Asiengeschäft erzielte der Wirecard-Konzern einen erheblichen Teil seiner vermeintlichen Umsätze und Gewinne. Nachdem sich herausstellte, dass etwa 1,9 Milliarden Euro, die angeblich auf Treuhandkonten auf den Philippinen ruhten, gar nicht existierten, musste Wirecard Ende Juni 2020 Insolvenz anmelden. Auf den Philippinen ermittelten dem "Handelsblatt" zufolge die Bundespolizei und eine Anti-Geldwäsche-Einheit gegen Christopher B. Der Justizminister der Philippinen, Menardo Guevarra, sagte der "Financial Times" er müsse "zuerst feststellen, ob es sich bei der verstorbenen Person um dieselbe handelt, gegen die ermittelt wird".

Bevor er sich selbstständig machte, war B. als Geschäftsführer der Wirecard-Niederlassung auf den Philippinen tätig, die der Konzern 2007 eröffnet hatte. Später habe er außer den beiden Zahlungsdienstleistern auch ein Busunternehmen in Manila geführt, berichtet das "Handelsblatt". Dies könnte offenbar in Verbindung zu Anbietern von Onlinewetten stehen. Zumindest ist es der Zeitung zufolge sehr leicht, von der Webseite des Busunternehmens zu den Wettanbietern zu gelangen. In der Vergangenheit hatte Wirecard immer wieder hervorgehoben, der Konzern habe sich von dieser Zocker-Branche, in der einst seine Wurzeln lagen, getrennt. Dennoch berichtet das "Handelsblatt" von Stimmen aus dem Unternehmen, die erklären, es sollen weiterhin hohe Umsätze mit derartigen Geschäften getätigt worden sein.

Commerzbank erhöht Risikovorsorge
In Deutschland trifft die Wirecard-Insolvenz derweil nun auch das erste Kreditinstitut heftig. Die Commerzbank hat ihre Vorsorge für Kreditausfälle vor allem aufgrund der Coronakrise im zweiten Quartal 2020 auf 469 Millionen Euro hochgeschraubt, wie der Konzern am Mittwoch (5. August) mitteilte. Im Vorjahr hatte sie bei 178 Millionen gelegen.

Nach einem Bericht des "Manager Magazins" stecken in der der erhöhten Risikovorsorge allein 175 Millionen Euro aus einem nicht näher beschrieben Einzelvorgang, bei dem es sich sehr wahrscheinlich um einen mutmaßlich komplett ausfallenden Kredit an Wirecard handeln dürfte. (am)