Zinswende spielt Europas Banken in die Hände – vorerst
Steigende Zinsen bescheren den Banken bereits höhere Einnahmen. Besonders österreichische und deutsche Geldhäuser profitieren davon stark. Doch den Instituten steht Gegenwind bevor. Zunehmende Kosten dürften die Zugewinne dämpfen.
Die Abkehr von der ultra-laxen Geldpolitik zeigt erste Wirkung bei Europas Banken. Die 34 größten Institute des Kontinents haben im ersten Halbjahr im Schnitt ihre Nettozinserträge um mehr als zehn Prozent erhöht. Dies zeigt eine Analyse der Ratinggesellschaft Moody's. Demnach gelang es den Geldhäusern, die Kreditzinsen schneller nach oben zu drehen als die Guthabenzinsen. Auch für das restliche Jahr sowie 2023 rechnen die Bonitätswächter mit steigenden Erträgen bei den Banken.
Einen Spitzenwert bei der Steigerung der Nettozinserträge erzielten im ersten Halbjahr österreichische Banken mit im Schnitt 23 Prozent Zuwachs. Darauf folgen britische Institute mit 22 Prozent Steigerung. Mit etwas Abstand rangieren auf dem dritten Platz die deutschen Geldhäuser, die ihre Nettozinserträge um immerhin 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr ausweiten konnten. Als einen Grund für den hohen Anstieg verweisen die Analysten auf die Bedeutung des Einlagengeschäfts für die Banken in den drei Ländern. Zudem profitierten insbesondere deutsche und österreichische Institute von ihren Bank-Töchtern in Zentral- und Osteuropa, wo die Zinsen früher angehoben wurden.
Kosten steigen
Allerdings steht den besseren Ertragsaussichten für die Institute ein schwieriges Umfeld entgegen. Die hohe Inflation werde die Budgets der Privathaushalte und Firmen belasten. Dementsprechend dürfte der Aufwand für Problemkredite und Ausfälle steigen. Bis zum Jahresende 2023 werde die Nachfrage nach Krediten sinken. Und auch die Banken selbst ringen mit steigenden Kosten. Diese Faktoren dürften die positiven Effekte der Zinssteigerungen schmälern, warnen die Experten von Moody's. (ert)