Die Zinszusatzreserve (ZZR) ist mittlerweile auf rund 60 Milliarden Euro angewachsen. Allein 2017 haben die Versicherer für den seit 2011 vorgeschriebenen Sicherheitspuffer die neue Rekordsumme von 15 Milliarden Euro zurückgelegt. Das geht aus einer von der Ratingagentur Assekurata veröffentlichten Studie zu Überschussbeteiligungen und Garantien in der Lebensversicherung hervor. In dieser plädieren die Experten aus Köln auch dafür, die Methode zur Berechnung der ZZR baldmöglichst zu überarbeiten. 

Die Versicherer mussten laut Assekurata im vergangenen Jahr wegen des erneut gesunkenen Referenzzinsatzes für die ZZR auf 2,21 Prozent auch für Tarife mit einem Rechnungszins von 2,25 Prozent Kapital nachreservieren. Damit bilden sie mittlerweile für sechs Tarifgenerationen (4,00%, 3,50%, 3,25%, 3,00%, 2,75%  und 2,25%) Rücklagen, deren Anteil an der konventionellen Deckungsrückstellung marktweit rund 80 Prozent beträgt. "In der Spitze unterliegen bei einzelnen Anbietern bereits mehr als 90 Prozent der Bestände der Nachreservierung", erläutert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur.

Die jährlich steigenden Volumina für die Reserve belasten die Ertragslage der Gesellschaften erheblich. Der Grund: Die ZZR wird von den Rohüberschüssen der Versicherer abgezogen, was den Spielraum für die Erwirtschaftung von positiven Kapitalergebnissen erschwert. "Allein für die Zuführung im Jahr 2017 mussten die Lebensversicherer rechnerisch 1,70 Prozent Nettozins aus ihren Kapitalanlagen erwirtschaften, was in dem vorherrschenden Niedrigzinsumfeld keine Selbstverständlichkeit ist", gibt Heermann weiter zu bedenken. 

ZZR von 150 Milliarden Euro im Jahr 2025?
Wie wird sich die ZZR weiter entwickeln? Assekurata hat dazu verschiedene Szenarien durchgerechnet (siehe Grafik). Unter der Annahme gleichbleibender Zinskonditionen läge der Referenzzins 2018 bei 1,87 Prozent. Zwar bliebe damit die Tarifgeneration 1,75 Prozent noch eine Weile von Nachreservierungen verschont. Allerdings würden für die bisher betroffenen Tarifgenerationen weitere Nachreservierungen anfallen. Insgesamt rechnet Assekurata für 2018 in einem stagnierenden Zinsumfeld mit einer weiteren ZZR-Zuführung von insgesamt 18 Milliarden Euro. 

Szenarien für Entwicklung des Referenzzinses

Quelle: Assekurata

Im Szenario mit leicht schwankenden Zinsen prognostiziert Assekurata bis 2025 für die Gesamtbranche einen ZZR-Bestand von rund 150 Milliarden Euro. Dies gelte nicht nur in einem anhaltenden Niedrigzinsszenario, sondern auch im Falle deutlich ansteigender Zinsen und einem damit verbundenen Absinken der Bewertungsreserven auf festverzinsliche Kapitalanlagen, die derzeit noch zur Finanzierung der ZZR zur Verfügung stünden. 

Gesetzgeber gefordert
"Dabei liegt die Verantwortung für eine Neuregelung beim Gesetzgeber, der in der neuen Regierungskonstellation möglichst frühzeitig für klare und zukunftsfähige Verhältnisse sorgen sollte. Denn solange die aktuelle Berechnungsmethodik Gültigkeit besitzt, ist diese für die Kapitalanlagensteuerung der Versicherer maßgeblich, wodurch es unweigerlich zu weiteren Auflösungen von Bewertungsreserven kommt", schreibt Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will. (jb)