Im Durchschnitt erzielte ein freier Versicherungs- oder Finanzvermittler 2023 einen Umsatz in Höhe von 243.000 Euro und einen Gewinn von 79.000 Euro. Das sind im Schnitt 40.000 Euro mehr Umsatz (+20 Prozent) und im Schnitt 4.000 Euro mehr Gewinn (+5,3 Prozent) als 2022 und eine weitere Steigerung zu 2021. Dies ist ein Ergebnis des 16. AfW-Vermittlerbarometers, der jährlichen Online-Branchenumfrage des AfW Bundesverbands Finanzdienstleistung, die im vergangenen November stattfand.

Rund 89 Prozent der befragten 1.108 Vermittler (Vorjahr: 1.305) wiesen sich dabei als Versicherungsvermittler aus (nach Paragraf 34d GewO), davon 90 Prozent als Versicherungsmakler. Zudem verfügen viele über eine Doppelzulassung: 63 Prozent der Befragten arbeiten als Finanzanlagenvermittler (nach Paragraf 34f GewO).

Zum zweiten Mal genauere Werte statt nur Größenklassen erfasst
"Der Anstieg des durchschnittlichen Gewinns ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass es einen Anstieg der Teilnehmergruppe gab, die Gewinne jenseits der 300.000-Euro-Marke angegeben haben (+3,5 Prozent)", sagt Frank Rottenbacher, Vorstand des AfW Bundesverbands Finanzdienstleistung. Den Umsatzsprung begründet er so: Erstmals konnten die Teilnehmer 2022 exakte Umsatzwerte anstatt nur Umsatzgrößenklassen angeben, was zu genaueren Werten führte, nun auch für 2023.

Die Auswertung der Daten zeige, dass knapp 50 Prozent der Vermittler mit ihrem Gewinn unterhalb von 50.000 Euro pro Jahr liegen. Lediglich knapp jeder fünfte Vermittler (19 Prozent) schaffe über 100.000 Euro (2022: 25 Prozent) – siehe Grafik. Die Anzahl der Vermittler, die lediglich bis 50.000 Euro Gewinn aufwiesen, erhöhte sich hingegen leicht um 1,5 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.

Gewinn angesichts von Risikovorsorge und Inflation kein Grund für Neid
"Insgesamt zeigt sich somit bei den Befragten eine Polarisierung ihrer Gewinnentwicklung", konstatiert Rottenbacher. Der Profit hat sich leicht erhöht. "Dennoch ist ein durchschnittlicher, noch zu versteuernder Gewinn von knapp 80.000 Euro, der auch zur Risikovorsorge und zur Deckung der persönlichen Altersvorsorge verwendet werden muss, kein Grund für die Neiddiskussionen, die von Teilen der Politik oder Verbraucherschützern häufig angestoßen werden", so der AfW-Vorstand.

Die weiteren Aussichten sind leicht positiv: Insgesamt rechnen die befragten Vermittler mit einem durchschnittlichen Umsatzplus von 2,0 Prozent für die Zukunft. Die unter 40-Jährigen erwarten sogar eine Umsatzsteigerung von 16 Prozent. Am skeptischsten sind hingegen Vermittler, die 60 Jahre oder älter sind. Hier wird mit einem leichten Minus von 2,0 Prozent gerechnet. Zudem blicken reine Versicherungsvermittler mit einer Umsatzprognose von plus 4,0 Prozent optimistischer in die Zukunft als Vermittler, die ausschließlich eine Erlaubnis nach Paragraf 34f GewO besitzen (-2,0 Prozent).

Gegen Provisionsverbot und für mehr Altersvorsorge
"In unserem politischen Engagement setzen wir weiterhin einen klaren Fokus darauf, ein Provisionsverbot für Makler, das sich aus der Retail Investment Strategy (RIS) ergeben könnte, abzuwenden. Zugleich werden wir den politischen Prozess zur Implementierung der Ergebnisse der Fokusgruppe Altersvorsorge aktiv und im besten Interesse unserer Mitglieder begleiten", beschreibt Rottenbacher die zentralen Aufgaben des Verbandes für 2024.

Auch laut dem Vermittlerverband BVK sollte der Gewinn von selbstständigen Versicherungsvermittlern mindestens so hoch sein wie das Jahresgehalt eines Arbeitnehmers mit dem entsprechenden Tätigkeitsprofil. Einzelunternehmer sollten deutlich über 50.000 Euro Gewinn vor Steuern erzielen, um die vielfältigen Aufgaben, die Verantwortung und das unternehmerische Risiko des Inhabers eines Vermittlerbetriebes angemessen honoriert zu bekommen. (dpo)