Bei der Wahl für den wichtigsten Begriff des Jahres 2023 dürfte "Künstliche Intelligenz" (KI) ganz weit vorne liegen. So gut wie alle Branchen prüfen eifrig, wie sie KI-Anwendungen in der Praxis nutzen – so auch Finanz- und Versicherungsvermittler. Allerdings hat deren größter Teil noch keine klare Meinung, inwieweit KI in ihr Berufsbild eingreifen und es verändern wird, wie das 16. AfW-Vermittlerbarometer ergab, für das mehr als 1.100 Vermittler dem AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen im Rahmen einer umfassenden Online-Umfrage Auskunft erteilten.

Derzeit schätzt knapp die Hälfte (46%) die Auswirkungen von KI auf die eigene berufliche Zukunft als neutral ein. 28 Prozent sehen sie positiv, 18 Prozent negativ. Den größten Einfluss der KI erwartet ein Großteil (46,9%) gleichermaßen beim Kunden und beim Berater. 21,5 Prozent glauben indes, dass sich die neuen technischen Möglichkeiten vor allem beim Kunden auswirken werden. 17,5 Prozent erwarten dies eher beim Berater.

KI kein Ersatz für menschliche Beratung – oder?
Auf die konkrete Frage, ob KI-Anwendungen künftig die menschliche Interaktion in der Finanzberatung ersetzen wird können, haben die Befragten hingegen ein klares Bild: 61 Prozent glauben nicht daran, dass dieser Fall jemals eintreten wird. Für acht Prozent ist das jedoch wahrscheinlich, und jeder vierte Befragte hält es zumindest für möglich. 25 Prozent stimmten mit "vielleicht".

"Es scheint so, als wäre die Vermittlerschaft derzeit noch gelassen, was das Aufkommen der künstlichen Intelligenz für ihren Beruf bedeutet", sagt Frank Rottenbacher, Vorstandsmitglied des AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen. Allerdings lasse sich eben noch nicht klar übersehen, wie gut und vor allem wie schnell die KI-Tools Dienstleistungen am Kunden unterstützen oder in Teilen gar ersetzen können. 

Gefahren der KI
Bei jeder neuen Technik gibt es aber auch Bedenken. Was konkret befürchten die Vertriebsexperten? An erster Stelle steht die Angst vor Fehlern der KI. Deutlich mehr als jeder zweite Befragte nannte diesen Grund. Ebenfalls häufig gelistet wurden Kontrollverlust (50,7%), Bedenken wegen des Datenschutzes (43,7%) und der Komplexität (40,8%). Die Kosten spielen bei den Zweifeln an der KI hingegen keine Rolle. Nur für rund jeden achten Befragten (11,8%) sind diese ein Grund für Bedenken (siehe Grafik). (jb)