Die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors hat untersucht, welchen Einfluss die Beachtung nachhaltiger Kriterien auf  die Wertentwicklung eines Portfolios haben. Das erstaunliche Ergebnis er Studie: Vermeidet ein Fondsmanager gezielt Extremrisiken, die dem Bereich Ökologie, Soziales und gute Unternehmensführung (ESG) entspringen, fährt dieser bessere Ergebnisse ein als jene, die ihr Portfolio insgesamt auf Unternehmen mit besonders guten ESG-Bewertungen ausrichten.

Nachhaltige Geldanlage stößt zunehmend auf Interesse – nicht nur bei institutionellen Investoren, sondern auch bei Privatanlegern. Die Asset Manager erweitern daher ihr Sortiment um Strategien, die ESG-Kriterien beachten. Einige stocken sogar ihre Kapazitäten dafür auf. So führte jüngst etwa Fidelity International ein hauseigenes Nachhaltigkeitsrating ein. Unterschiedliche Meinungen gibt es jedoch über die Frage, was Nachhaltigkeit konkret bedeutet und wie entsprechende Kriterien bei Konstruktion eines Portfolios eingesetzt werden – und wann Fondsmanager "Sündenunternehmen" meiden sollten.

Ethik-Schwäche birgt große Gefahren
Eine weitere Streitfrage ist, ob die nachhaltige Geldanlage Einschränkungen aufwirft und Performance-Einbußen mit sich bringt – oder vielmehr sogar bessere Ergebnisse abwirft als herkömmliche Anlagestrategien. Die Experten von Allianz GI untersuchten, welchen Einfluss ESG-Faktoren auf Rendite und Risiko haben, wie ESG-Risiken aussehen und welchen Mehrwert ein aktiver Ansatz sowie der kritische Dialog mit den Unternehmen liefert, etwa über die Stimmrechtsausübung auf den Hauptversammlungen.

Die Untersuchung kommt dem Autor Steffen Hörter zufolge zu drei eindeutigen Ergebnissen. Demnach kann ein schwacher Stand in punkto Nachhaltigkeit durchaus das Risiko von Kursverlusten erhöhen. In der Untersuchung seien Portfolios mit einem überdurchschnittlichen ESG-Risikoprofil mit solchen verglichen worden, die ein unterdurchschnittliches ESG-Risikoprofil gegenüber dem Vergleichsindex aufweisen. Erstere erzielen der Studie zufolge keine höhere Rendite, letztere weisen aber ein deutlich höheres Risiko für extreme Verluste gegenüber dem Vergleichsportfolio auf.

Viele Faktoren im Blick
Das zweite Ergebnis: Das Rendite-Risiko-Profil von Portfolios mit besseren ESG-Ratings zeigt kaum Abweichungen zum Vergleichsindex. Das Rendite-Risiko-Profil von Portfolios mit schwachen ESG-Ratings weise dagegen gravierende Mängel auf. Vor allem von den schwächsten Titeln in punkto Nachhaltigkeit würden erhebliche Gefahren ausgehen, so die Analysten. Umschiffen Manager solche Brandherde, können sie langfristig höhere Renditen herausschlagen als ihr Vergleichsbarometer.

Zuletzt folgern die Studienautoren von Allianz GI, dass weder die Konzentration auf Unternehmen mit guten ESG-Ratings noch die Vermeidung von Unternehmen mit schlechter Nachhaltigkeits-Bewertung allein glücklich mache. Vielmehr müssten verschiedene Faktoren im Blick sein, etwa wie sich Gesetze und Regeln zu Umweltschutz ändern oder wie Unternehmen ihre Haltung zu Nachhaltigkeit überdenken.

Extremrisiken vermeiden
"Bei ESG-Risiken geht es nicht so sehr um das Durchschnittsrisiko im Portfolio. Vielmehr sind es die Extreme, die wesentlichen Einfluss auf die Performance haben", betont Hörter, der bei Allianz GI weltweit für Nachhaltigkeit verantwortlich ist. "Das heißt, es kommt weniger darauf an, die Rendite zu erhöhen, als vielmehr Extremrisiken zu vermeiden." Aktive Manager, die im Einzelfall nachhaltige Aspekte auf Risiko und Rendite abwägen, könnten deutlichen Mehrwert schaffen, gibt sich Hörter überzeugt. (ert)