Die Allianz möchte ihrer Asset-Management-Tochter Pimco offenbar auf die Finger schauen. Jaqueline "Jackie" Hunt, seit März im Vorstand des deutschen Versicherungsriesen für das Asset Management verantwortlich, hat angekündigt, sich verstärkt in das Tagesgeschäft der amerikanischen Anleihenexperten einzumischen. Dies berichtet die "Financial Times" (FT).

"Sie werden sehen, dass sich die Allianz mehr um das Fondsgeschäft kümmern wird", sagte sie der FT. "Dies ist teilweise meinem persönlichen Arbeitsstil geschuldet, teils einer strategischen Entscheidung. Wir glauben, dass durch eine stärkere Involvierung unsererseits Pimco wieder in die Erfolgsspur zurückkehren wird." Hunt betont dabei, dass dies von beiden Seiten gewünscht wird.

Gewisses Misstrauen
In der Branche sorgt die Meldung für Stirnrunzeln. Grund: Bis vor kurzem galt Pimco, mit rund 1,4 Billionen Euro an verwaltetetem Vermögen immer noch ein Big Player der Branche, nach offizieller Lesart als saniert. Entsprechend äußerte sich vor wenigen Wochen noch Dieter Wemme: "Obwohl das Umfeld für die Asset-Management-Branche anspruchsvoll bleiben dürfte, erwarten wir bei Pimco positive Nettomittelflüsse", sagte der Allianz-Finanzchef bei der Bilanzvorlage im Mai. Man rechne damit, dass Pimco-Kunden im zweiten Halbjahr unterm Strich endlich kein Geld mehr aus den Fonds abziehen. "Das ist Wunsch, Anspruch und Forderung an das Management, aber auch eine realistische Erwartung", so Wemmer damals wörtlich (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Auch Daniel Ivascyn, nach dem aufsehenerregenden Weggang von Bill Gross zum neuen Chief Investment Officer von Pimco ernannt, zeigte sich in seinem Exklusivinterview mit FONDS professionell zuversichtlich, dass der arg gebeutelte Flaggschifffonds Pimco Total Return in diesem jahr die endgültige Trendwende bewältigt (lesen Sie hier nochmals Auszüge aus dem Gespräch).

Die Entscheidung, Jackie Hunt nun als "Aufpasserin" zu installieren, deutet darauf hin, dass die Allianz dem Management im kalifornischen Newport Beach nicht so ganz traut, obwohl sich auch Hunt bemüht, die Pimcos Zukunft in rosigen Farben zu malen. "Das Schlimmste ist bereits vorbei, die Plattform ist jetzt stabiler", sagte sie der FT. Der Mittelabfluss sei zwar noch immer nicht gestoppt, doch "das hat vor allem mit der Marktentwicklung zu tun."

Kooperationswille entscheidend für Ernennung von neuem CEO
Ein weiterer Schritt, um die Probleme bei Pimco in den Griff zu bekommen, ist die vergangene Woche erfolgte Ernennung von Emmanuel "Manny" Roman als neuem CEO. Hunt gab gegenüber der FT unumwunden zu, dass Romans Kooperationsbereitschaft gegenüber der Allianz sehr wichtig für die Ernennung war: "Manny war sehr offen, was eine enge Zusammenarbeit mit uns betrifft. Es ist allen klar, dass wir eine enger, konstruktiver und vor allem auf täglicher Basis zusammenarbeiten müssen." (jb/ps)