Nur wenige Monate vor Einführung der Finanzmarktrichtlinie Mifid II wächst in der Branche die Unsicherheit, wie die Regeln in der Praxis umzusetzen sind. Das zeigt auch die Diskussion, wer am Ende künftig die Kosten für Research zu tragen hat. "Sollte ein Fondsmanager versuchen, Research-Kosten weiterzugeben, würden wir den Fonds fallen lassen. Es gibt keinen Grund mehr zu bezahlen“, sagte Hilmi Unver, Leiter des Bereichs Ultra-High-Net-Worth and Family Office bei dem Genfer Vermögensverwalter Notz Stucki & Cie, der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Die überarbeitete EU-Richtlinie verlangt von den Fondsmanagern, dass sie ab Januar Research getrennt von Broker-Dienstleistungen bezahlen müssen. Bislang erhielten Portfoliolenker im Gegenzug für Handelsaufträge eine entsprechende Menge an Analysten-Studien frei Haus. Die Änderung bedeutet, dass zum ersten Mal die Portfoliomanager entscheiden müssen, wer für Analysen zahlt, die ihnen helfen, ihre Anlageentscheidungen zu treffen: der Fondsmanager selbst oder der Endanleger. Investmentmanager müssen für die Analyse entweder aus ihren eigenen Bilanz bezahlen oder über Research- Zahlungskonten, die an den Kunden weitergeleitet werden.

Am Ende Zahlen die Anleger
Andere Stimmen beschwichtigen: Es werde eher ein "Kostenfaktor bei der Geschäftstätigkeit werden, als dass es bei uns oder den Kunden in irgendeiner Weise verrechnet wird", meint etwa David Bellamy, Vorstandschef beim Vermögensverwalter St. James’s Place. Die Gesellschaft verwaltet 83 Milliarden Pfund (90 Milliarden Euro). Sie erwartet, dass die meisten Fonds, an die sie die Verwaltung delegiert, die Kosten für das Research übernehmen.

Einige Fondshäuser haben sich bereits entschlossen, die Kosten zu übernehmen. Die britischen Anbieter M&G Investments und Jupiter Fund Management planen etwa, das Research aus ihren eigenen Taschen zu bezahlen. Auch T. Rowe Price will die Kosten für Investment Research von Drittanbietern übernehmen. Der US-Manager verwaltet weltweit ein Anlagevolumen von 927 Milliarden Dollar.

Dennoch dürften einige Asset Manager die Kosten weiterhin an die Investoren weitergeben. Die Anleger zahlen letztlich alle Kosten des Fonds, ob sie nun als Teil einer Managementgebühr anfallen oder separat ausgewiesen werden, sagt Guy Foster, Leiter Research beim Vermögensverwalter Brewin Dolphin Holdings. "Es ist in vielen Fällen für Fonds angemessen, ihre Research-Kosten weiterzugeben, wenn die Gesellschaft eine Vielzahl von verschiedenen Produkten hat", sagt er. "Es wird von den Kunden ohnehin auf die eine oder andere Weise bezahlt werden."

Gebühren sinken tendenziell
Da die Gebühren tendenziell sinken, wäre es für die Manager schwierig, diese Research-Kosten durch höhere jährliche Managementgebühren zurückzuholen, sagt Dean Frankle von der Boston Consulting Group.

Die in Genf ansässige Anlageberatungsgesellschaft Fundana, die 1,1 Milliarden US-Dollar betreut, wird Vermögenswerte von ihren Hedgefonds-Managern abziehen, wenn sie versuchen sollten, zusätzliche oder höhere Gebühren weiterzugeben, sagt Dariush Aryeh, Chief Investment Officer des Dachfonds. "Wir werden nicht nur keine zusätzlichen Gebühren zahlen, sondern auch dafür sorgen, dass sie sinken", sagt Aryeh. "Die ganze Branche muss ihre Gebührenstruktur überdenken, da die Erträge nicht mehr hoch sind." (eml/bloomberg)