Diese Botschaften von Deutschlands obersten Versicherungsaufseher dürften die Manager deutscher Lebensversicherer nicht gerne hören: Frank Grund, Exekutivdirektor Versicherungen bei der Finanzaufsicht Bafin, hält die Vertriebskosten bei Lebenspolicen weiterhin für zu hoch. Zudem macht er den Gesellschaften klar, dass der Verkauf von älteren, hochverzinsten Policen an andere Versicherer keine Lösung für ihre durch die Minizinsen entstandenen Probleme seien. Darüber hinaus dürfen sie nicht auf eine Reduzierung der seit 2011 zu bildenden Zinszusatzreserve hoffen.

So sagte Grund der Nachrichtenagentur dpa, dass seine Behörde keine Kostenentlastungen für die Versicherungsnehmer sehe. "Im Gegenteil: Wegen der hohen Vermittlungsgebühren scheinen die Vertriebskosten eher zu steigen." Damit könnten den Gesellschaften weitere Regulierungsmaßnahmen drohen. Grund hatte bereits Anfang des Jahres gemeint, dass die Vorgaben des Lebensversicherungsreformgesetzes (LVRG) zum sogenannten Höchtzillmersatz bei Lebenspolicen zwar die Abschlusskosten gesenkt hätten, aber schon damals fügte er an, dass das seiner Ansicht nach nicht ausreiche. Die Kosten, zu denen auch laufende Provisionen zählen, seien weiterhin zu hoch.

Run-Off keine Alternative
Der Chef der Versicherungsaufsicht kam auch auf die Gedankenspiele von Versicherern zu sprechen, ältere Lebenspolicen zu verkaufen. Dadurch würden sie diese aus ihrer Bilanz nehmen und hätten nicht mehr die immer schwieriger werdende Aufgabe, bei den aktuellen Minizinsen die garantierten Renditen erwirtschaften zu müssen.

Grund sieht den Berichten zufolge in einem Verkauf kein Allheilmittel. "Die gesetzlichen Hürden sind so hoch, dass eine solche Transaktion in vielen Fällen kaum finanzielle Vorteile für den Käufer bietet", sagte er der Nachrichtenagentur. Aus wirtschaftlicher Sicht mache es nur dann Sinn, Bestände zu übernehmen, "wenn man große Kostenvorteile etwa durch deutlich überlegene Verwaltungssysteme hat, insbesondere eine leistungsfähige IT", so Grund. Bislang liege der Bafin nur ein Antrag auf einen sogenannten Run-Off zur Bearbeitung vor. Ein zweiter sei angekündigt, sagte Deutschlands oberster Versicherungsaufseher, ohne Namen zu nennen.

Zinszusatzreserve bleibt
Der oberste Versicherungsaufseher machte weiter klar, dass die Unternehmen wegen der Zinsflaute in diesem Jahr rund 13 Milliarden Euro für hohe Garantien der Vergangenheit zurücklegen müssen. In der Zukunft werde der Betrag voraussichtlich noch weiter steigen – trotz der Belastung, die die Zinszusatzreserve für die Assekuranz darstellt. Schließlich wird die Zinszusatzreserve vom Rohüberschuss der Unternehmen abgezogen, was den Gewinn schmälert. Damit bleibt auch weniger Geld für Neuverträge und deren Renditen übrig (FONDS professionell ONLINE berichtete). (jb)