Die Minizinsen haben das Potenzial, zu einer Existenzkrise der Bausparkassen zu führen. Daher schauen Bafin-Präsident Felix Hufeld und auch die Bundesbank schon seit einiger Zeit mit zunehmender Besorgnis auf die Kreditinstitute.

Die Ergebnisse einer aktuellen Studie der auf Finanzdienstleistungen spezialisierten Beratungsgesellschaft Zeb dürften die Sorgenfalten der Aufseher noch vertiefen: Demnach entstünden den 20 Bausparkassen im Jahr 2022 Verluste von 1,1 Milliarden Euro, wenn die Zinsen so niedrig bleiben und die Institute keine Gegenmaßnahmen ergreifen. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), der die Zeb-Studie vorliegt.

Insgesamt würden die in den kommenden sechs Jahren auflaufenden Fehlbeträge rund 40 Prozent des gegenwärtigen Eigenkapitals der Branche aufzehren, warnen die Zeb-Berater. Daher müssten die Bausparkassen schnellstmöglich gegensteuern. Dazu könnten sie das neue Bausparkassengesetz nutzen, das ihnen erlaubt, Einlagen für nicht an Bausparverträge gebundene Kredite zu verwenden. Darüber hinaus dürfen die Bausparkassen auch stärker in Aktien anlegen. Das Ertragspotenzial aus dem Bausparkassengesetz beziffern die Zeb-Berater auf 950 Millionen Euro, schreibt die FAZ. Weil das aber nicht ausreichen dürfe, müssten die Institute drastisch Kosten senken.

Steigende Zinsen als Bedrohung
Die Studie betont weiterhin, dass selbst ein Anstieg der Zinsen den Bausparkassen nicht helfen würde. Vielmehr würden sie nur die Schwächen des Geschäftsmodells aufzeigen, da die Institute nicht nachhaltig aufgestellt seien. Derzeit würden sie auf die Spareinlagen der Kunden sehr niedrige Zinsen zahlen und sich so günstig refinanzieren. Wenn die Zinsen aber wieder steigen, werden die Kunden ihre Bauspardarlehen, die noch auf Basis des gegenwärtigen Zinsniveaus abgeschlossen wurden, vermehrt abrufen, weil diese dann günstig sind. Das drückt aber die Marge, weil die Bausparkassen dann für die Einlagen der Kunden höhere Zinsen zahlen müssen.

Die Bausparkassen – zwölf private Institute und acht Landesbausparkassen aus der öffentlich-rechtlichen Sparkassen-Gruppe – reagieren auf die Herausforderungen, schreibt die Zeitung weiter. Viele gestalteten ihre Tarife neu: Der Marktführer Schwäbisch Hall etwa bietet seit Juli einen Bausparvertrag an, bei dem Guthaben- und Darlehenszins in einer Bandbreite schwanken und an das aktuelle Zinsniveau angepasst werden können. Auch Wüstenrot biete ein ähnliches Produkt an. Die Landesbausparkassen setzen auf Bauspartarife, bei denen sowohl die Einlagen als auch die Darlehen niedriger verzinst werden. (jb)