Die Lebensversicherungsbranche treibt im Moment neben der Regulierung ein Thema um: Die Übertragung von – zumeist klassischen hochverzinsten– Lebenspolicen an ein externes Übernehmen, das diese weiterführen soll. Was die Versicherer als rationalen Ausweg sehen, um angesichts der Minizinsen ihre Kapitalausstattung zu stärken, versetzt Verbraucherschützer in Alarmbereitschaft: Sie befürchten, dass Kunden von den im Fachjargon "Run-off-Plattformen" genannten Anbietern schlechter gestellt werden.

Die Finanzaufsicht Bafin hat sich dazu nun zu Wort gemeldet. "Wir werden die Belange der Versicherten wahren – nicht nur in finanzieller Hinsicht. Je größer die betreffenden Bestände sind, desto größer sind auch die operationellen Anforderungen an einen Übernehmer", erklärte Frank Grund, Exekutivdirektor für die Assekuranz, auf der Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht der Bafin in Bonn. Der oberste Aufseher für die Versicherer betonte weiter, dass seiner Behörde bislang keine Anträge von Lebensversicherern für einen Run-off an ein externes Unternehmen vorliegen.

Run-off-Plattform betont Vertragspflichten
Vonseiten der Plattformen, die in der Kritik stehen, kommen ebenfalls beruhigende Worte. "Das A und O in der Altersvorsorge ist, dass das, was zugesagt wurde, bis zum Ende erfüllt wird. Jeden Vertrag, den wir übernehmen, halten wir auf Punkt und Komma ein", erklärte Heinz-Peter Roß, Vorstandsvorsitzender der auf Run-offs spezialisierten Plattform Viridium in einem Kurz-Interview mit dem "Handelsblatt". Die Gesellschaft führt unter anderem die Bestände der Mannheimer Leben fort und ist einer von vier Anbietern am deutschen Markt.

Auslöser der Debatte waren die Ankündigungen der Generali und der Ergo, ihre klassischen Lebenspolicen mit Garantieverzinsung abgeben zu wollen oder dies zumindest zu prüfen. Auch die Axa überlegt, diesen Schritt zu machen. Andere Versicherer wie die Allianz oder die Nürnberger haben dagegen klar gesagt, dass sie die Bestände behalten. "Die Nürnberger Lebensversicherung steht zu ihrer Verantwortung gegenüber Kunden und Maklern", so Armin Zitzmann, Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Versicherung (FONDS professionell ONLINE berichtete). (jb)