Seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 betrachten Anleger den Schweizer Franken als sicheren Hafen. Auch in sicheren Häfen dürfe man sich aber nicht in kompletter Sicherheit wiegen, sagt Ursina Kubli, Ökonomin der Schweizer Bank Sarasin. So haben etwa der japanische Yen und der Goldpreis, die in den vergangenen Jahren von der Nervosität der Anleger in die Höhe getrieben worden waren, zuletzt stark verloren. Ähnliches sei beim Franken aber unwahrscheinlich.

Beim Yen seien die Währungsverluste aufgrund der massiven Expansion der japanischen Geldpolitik entstanden. Auch beim Franken tauche immer wieder die Frage auf, ob die Schweizerische Nationalbank die Untergrenze von 1,20 zum Euro erhöhen könne. Die Bank werde die Untergrenze aber beibehalten. Erstens sei die Schweizer Wirtschaft trotz starkem Franken in einem soliden Zustand. Zweitens wolle die Nationalbank die Untergrenze klar unter dem fairen Wert halten, um die Glaubwürdigkeit ihrer Devisenpolitik zu stärken. Die Bank werde also kein Katalysator für zukünftige Währungsverluste sein.

Goldpreis deutet auf leichte Abschwächung des Franken hin
Der Goldpreis könne hingegen Auswirkungen auf die Entwicklung des Franken haben. Schließlich habe die Aufwertung der Schweizer Währung ähnliche Gründe gehabt wie die Aufwertung von Gold: Erstens die europäische Schuldenkrise und die damit einhergehende Angst, dass die Schuldenproblematik nur mit Inflation gelöst werden könne. Zweitens der Vertrauensverlust in die Hauptwährungen wegen der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken. In den vergangenen Monaten habe sich eine große Schere zwischen dem Goldpreis und dem Franken aufgetan. Die Korrelation zwischen dem Edelmetall und der Währung deute darauf hin, dass sich der Franken um rund zehn Prozent abschwächen könnte.

Das Risiko werde allerdings durch die hohen Devisenbestände der Schweizerischen Nationalbank eingedämmt. Im Rahmen ihrer Währungsinterventionen seien die Devisenreserven auf rund 430 Milliarden Franken angestiegen. Auf diese Munition werde die Bank zurückgreifen, sobald sich der Euro genügend weit von seiner Untergrenze entferne, und werde damit das Abwärtspotenzial begrenzen. Schließlich liege es im Interesse der Bank, ihr Fremdwährungsrisiko zu reduzieren, weil ihre Bilanz erheblichen Wertschwankungen ausgesetzt sei.
 
Franken-Nachfrage dürfte nachlassen
Die Bank Sarasin geht davon aus, dass die globale Wirtschaft im dritten Quartal 2013 die Talsohle durchschreiten und anschließend wieder dynamischer wachsen wird. Auch die Eurozone dürfte im dritten Quartal wieder moderat wachsen. In diesem Umfeld werde die Nachfrage nach dem Franken nachlassen. Die Devisenreserven der Nationalbank verhinderten aber einen Kollaps wie beim Goldpreis. Ökonomin Kubli erwartet, dass der Wechselkurs zwischen Euro und Schweizer Franken binnen Jahresfrist auf ein Niveau von 1,27 ansteigen wird. (mb)