Erst Ende des Jahres 2022 wird die EU einheitliche Regeln für grüne Geldanlagen einführen. Bis dahin müssen Anleger und Berater selbst schauen, wie grün ein angebliches Nachhaltigkeitsinvestment wirklich ist. Thomas Wüst, Geschäftsführer der Stuttgarter Vermögensverwaltung Valorvest, weiß, worauf man dabei achten muss.

Bei grünen Investmentfonds sollten Interessenten darauf schauen, ob das Fondsmanagement mit sinnvollen und nicht zu laxen Ausschlusskriterien arbeitet und darüber hinaus die Global-Compact-Prinzipien der Vereinten Nationen berücksichtigt. Insbesondere bei ETFs ist auch wichtig, in welchem Turnus die Investments kontrolliert werden, sagt Wüst. Wer Direktinvestments bevorzugt, muss sich selbst um diese Punkte kümmern und eigene Anlagegrundsätze formulieren.

Nachhaltigkeit lässt sich messen
Generell sollten grüne Investments mit messbaren Kennzahlen arbeiten, sagt Wüst. Dazu gehören etwa der CO2-Fußabdruck oder die Angabe, welche Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen mit der Investition erreicht werden sollen. Anleger finden auf dem Markt unterschiedliche Kennzahlen, die mehr oder weniger sinnvoll sind, um die Effizienz und Nachhaltigkeit grüner Investments zu beurteilen. "Einheitliche Standards wären hier sicher wünschenswert, bleiben aber wohl Wunschdenken", so der Vermögensprofi. 

"Es reicht nicht aus, einmalig diverse Messgrößen zu erheben", sagt Wüst. Ein monatliches Reporting, in dem über die Wirkung der Investitionen berichtet wird, hält er für ein großes Plus. Von Vorteil ist es auch, wenn eine spezialisierte Ratingagentur die Einhaltung der Ziele regelmäßig überprüft. Bei Green Bonds ist die Veröffentlichung einer solchen Zweitmeinung bereits Pflicht.

Grün muss nicht renditeschwach sein
Zuletzt sollten nachhaltige Anlagen natürlich auch wirtschaftlich sein. "Die Geschäftsmodelle, in die die Mittel investiert werden, müssen sich rechnen", sagt Wüst. Anleger sollten deshalb darauf achten, dass zum Beispiel beim Auswahlverfahren eines Nachhaltigkeitsfonds auch ökonomische Aspekte zum Tragen kommen. Bei grünen Geldanlagen muss man nicht auf Rendite verzichten, betont der Anlageexperte. (fp)