Der Frankfurter Finanzdienstleister MainFirst und dessen Fondsmanager Anko Beldsnijder werden ab dem 1. Januar 2016 getrennte Wege gehen. Das geht aus einer Mitteilung von MainFirst an Kunden hervor, die FONDS professionell ONLINE exklusiv vorliegt. MainFirst berichtet darin von einer „einvernehmlichen und freundschaftlichen Trennung“. Der Fondsmanager mit niederländischen Wurzeln verlasse das Unternehmen auf eigenen Wunsch, um sich einer neuen beruflichen Herausforderung zu widmen und künftig den Ausbau der Fondsmanufaktur Fidecum zu begleiten.

Beldsnijder war mehr als elf Jahre im Asset Management von MainFirst tätig und managt bis heute den im Mai 2004 aufgelegten MainFirst Avant-Garde Stock Fund. Die Redaktion wollte mehr über die Hintergründe der Trennung wissen und hakt nach: Sechs Fragen an Oliver Haseley, der den Geschäftsbereich Asset Management bei MainFirst leitet, und Fondsmanager Anko Beldsnijder.

Herr Haseley, dass sich die Wege einer Fondsgesellschaft und eines Fondsmanagers trennen, ist im Grunde alltäglich. Aber hand auf herz: Was steckt in Ihrem Fall denn nun wirklich hinter der Standardformulierung, man trenne sich "einvernehmlich und freundschaftlich"?

Oliver Haseley: Wir meinen das tatsächlich genau so. Anko Beldsnijder hat in den vergangenen elf Jahren sehr zum Ausbau des Asset Managements von Mainfirst beigetragen. Für seine hervorragende Arbeit sind wir ihm sehr dankbar. Nach seiner langjährigen Tätigkeit bei Mainfirst will sich Anko Beldsnijder nun allerdings einer neuen beruflichen Herausforderung widmen. Dafür und für seine private Zukunft wünschen wir ihm alles Gute.

Ungewöhnlich ist, dass ein Fondsmanager "seinen" Fonds zum neuen Arbeitgeber mitnimmt. Wieso unterstützen Sie so etwas?

Haseley: Die Zustimmung der Investoren des Avant-Garde Stock Funds vorausgesetzt, unterstützen wir die Idee, dass Anko Beldsnijder den Fonds bei seinem neuen Arbeitgeber Fidecum wie bisher weiterführen kann. Wesentlicher Grund dafür ist, dass der Fonds und sein Anlagestil eng mit Anko Beldsnijder verbunden sind – immerhin managt er den Fonds bereits seit dessen Auflage im Jahr 2004. Bei entsprechender Zustimmung der Investoren ist die Kontinuität im Sinne der Anleger auf diese Weise gewährleistet.

Auch wenn das Volumen des AvantGarde-Fonds "nur" 20 Millionen Euro beträgt: Kann Mainfirst so locker auf einen Teil seiner verwalteten Assets verzichten?

Haseley: Natürlich ist es nicht so, dass wir einfach auf verwaltete Assets verzichten. Andererseits bilden unsere acht Publikumsfonds und unsere Spezialfondsmandate mit verwalteten Assets in Höhe von rund drei Milliarden Euro eine breite Palette von Instrumenten, mit denen Investoren ihre Ziele auch künftig hervorragend abdecken können. Und das mit oft herausragender Performance. So haben zum Beispiel der Mainfirst Global Equities Fund und der Mainfirst Germany Fund in diesem Jahr jeweils ein Alpha, also eine Überrendite von mehr als 20 Prozent erzielt.

So richtig bekannt geworden ist Ihr Unternehmen aber doch vor allem durch gute Ergebnisse in einem Produkt: dem Mainfirst Top European Ideas Fund unter der Leitung von Olgerd Eichler. Warum?

Haseley: Hintergrund ist, dass der Fonds mit einem Fondsvolumen von knapp 1,2 Milliarden Euro unser größter Fonds und somit quasi das Flaggschiff unseres Angebots ist. Zudem haben Olgerd Eichler und sein Team für ihre erfolgreiche Strategie, in unterbewertete Unternehmen in Europa mit einem guten Gewinnwachstum und einem starken Management zu investieren,  bereits mehrfach Auszeichnungen und Preise erhalten. Unser Fondsangebot, bei dem wir aktives Management betreiben, haben wir seit 2012 erheblich erweitert. Unser Ziel ist es, unser Angebot in den kommenden Jahren weiter auszubauen.

Herr Beldsnijder, was veranlasst Sie, eine vergleichsweise prominente Gesellschaft wie Mainfirst in Richtung eines doch eher kleineren Anbieters wie Fidecum zu verlassen?

Anko Beldsnijder: Ich habe bei Mainfirst eine tolle und erfolgreiche Zeit erlebt. Aber nach mehr als einem Jahrzehnt bei Mainfirst möchte ich nun die Chance nutzen, mich noch einmal einer neuen beruflichen Aufgabe zu stellen. Die Tatsache, dass ich die handelnden Personen bei Fidecum schon lange kenne und mit Hans-Peter Schupp, dem Fondsmanager des Fidecum Contrarian Value Euroland Fund, schon einmal als Kollege hier bei Mainfirst zusammengearbeitet habe, hat mir die Entscheidung natürlich umso leichter gemacht.

Hat dabei eine Rolle gespielt, dass Ihr Fonds bisher die eingangs erwähnte Marke von gut 20 Millionen Euro zuletzt nicht mehr nachhaltig überschreiten konnte?

Beldsnijder: Nein, das ist nicht der Grund für meine Entscheidung. Aber natürlich freue ich mich auf die Gelegenheit, den Avant-Garde Fonds als zweites wichtiges Produkt von Fidecum zu etablieren. Das jedenfalls ist mein Anspruch, mit dem dann hoffentlich auch eine deutliche Ausweitung der verwalteten Assets im Fonds einhergehen wird.

Vielen Dank für das Gespräch. (hh)