Wer vermögende Kunden berät, weiß: Verschwiegenheit hat Priorität. Da wundert es wenig, wenn Augenzeugenberichte aus dem Wealth Management rar sind. Höchstens hinter vorgehaltener Hand plaudern Insider – wie jüngst gegenüber der "Financial Times" (FT) – aus dem Nähkästchen. Und siehe da: Mindestens ebenso wichtig wie Diskretion scheint die Dicke der eigenen Haut, also die Leidensfähigkeit der Investmentprofis zu sein. Um die sozialen Kompetenzen der kapitalstarken Klientel nämlich ist es nicht immer zum Besten bestellt.

"In unserem Business muss man jede Menge Kröten schlucken", gesteht ein namenloser Private Banker dem FT-Reporter. Dass ein Mandant wegen fortwährender Flegeleien abgelehnt oder fallengelassen wird, kommt selten vor. Denn nicht nur die Superreichen selbst, auch ihre Betreuer wissen, dass "Härtefälle" bei der Konkurrenz um die Ecke mit Kusshand empfangen werden.

Rigorose Rivalität
Fest steht: Die sogenannten "Ultra High Net Worth Individuals" (kurz: UHNWI) sind die begehrtesten Kunden im Wealth Management. Ihnen wurde immer schon größtmögliche Aufmerksamkeit zuteil, doch seit neben traditionellen Top-Adressen wie Rothschild, Berenberg, Pictet, Bethmann oder Julius Bär auch normale Geschäftsbanken mit eigenen Teams um die Gutbetuchten buhlen, hat der Wettbewerb an Schärfe zugelegt – und die Überheblichkeit einiger Umworbener.

Die Aussicht auf eine lukrative und im Bestfall generationenübergreifende Geschäftsbeziehung ist verlockend, zählt man doch erst ab einem zurechenbaren Gesamtvermögen von 50 Millionen respektive investierbaren Mitteln von 30 Millionen US-Dollar aufwärts pro Person zur Extraklasse der UHNWI, deren Größe der jüngste Global Wealth Report von Credit Suisse auf 141.000 Personen schätzt – wobei einige von ihnen "Extraklasse" mit "Exzentrik" zu verwechseln scheinen.

Denn dass Moneten und Manieren Hand in Hand gehen, ist kein Naturgesetz. Manchmal sieht es so aus, als hingen Reichtum und Rüpelhaftigkeit miteinander zusammen. Zumindest, wenn man den Erfahrungsberichten jener Private Banker Glauben schenken darf, die den FT-Redakteuren in Europas heimlicher UHNWI-Metropole London zugetragen wurden.

Die frechsten Flegeleien vermögender Klienten und welche sechs Grundtypen es gibt, haben wir in der Bildergalerie oben zusammengestellt. Dazu sei angemerkt: In den erlebten Fällen handelt es sich mutmaßlich nur um männliche Problemkunden. Es darf aber angenommen werden, dass auch millionenschwere Damen hin und wieder ein paar miese Marotten pflegen. (ps)