Wer vermögende Kunden berät, weiß: Verschwiegenheit hat oberste Priorität. Da wundert es wenig, wenn Augenzeugenberichte aus dem Wealth Management rar sind. Höchstens hinter vorgehaltener Hand plaudern Insider – wie jüngst gegenüber der "Financial Times" (FT) – aus dem Nähkästchen.

Und siehe da: Mindestens ebenso wichtig wie Diskretion scheint die Dicke der eigenen Haut, also die Leidensfähigkeit der Investmentprofis zu sein. Um die sozialen Kompetenzen der kapitalstarken Klientel nämlich ist es nicht immer zum Besten bestellt.


Die frechsten Flegeleien vermögender Klienten und welche sechs Grundtypen es gibt, haben wir in der Bildergalerie oben zusammengestellt. Dazu sei angemerkt: In den erlebten Fällen handelt es sich mutmaßlich nur um männliche Problemkunden. Es darf aber angenommen werden, dass auch millionenschwere Damen hin und wieder ein paar miese Marotten pflegen. 


"In unserem Business muss man jede Menge Kröten schlucken", gesteht ein namenloser Private Banker dem FT-Reporter. Dass ein Mandant wegen fortwährender Flegeleien abgelehnt oder fallengelassen wird, kommt selten vor. Denn nicht nur die Superreichen selbst, auch ihre Betreuer wissen, dass "Härtefälle" bei der Konkurrenz um die Ecke mit Kusshand empfangen werden.
 
Rigorose Rivalität
Fest steht: Die sogenannten "Ultra High Net Worth Individuals" (kurz: UHNWI) sind die begehrtesten Kunden im Wealth Management. Ihnen wurde immer schon größtmögliche Aufmerksamkeit zuteil, und jetzt erst Recht: Denn selbst in Zeiten pandemiebedingter Rückschläge an den Kapitalmärkten wächst ihr Guthaben stetig, nicht zuletzt Dank des Zinsenszinseffekts. Doch seit neben traditionellen Top-Adressen wie Rothschild, Berenberg, Pictet, Bethmann oder Julius Bär auch normale Geschäftsbanken mit eigenen Teams um die Gutbetuchten buhlen, hat der Wettbewerb an Schärfe zugelegt – und mit ihm die Überheblichkeit einiger Umworbener.
 
Die Aussicht auf eine lukrative und im Bestfall generationenübergreifende Geschäftsbeziehung ist verlockend, zählt man doch erst ab einem zurechenbaren Gesamtvermögen von 50 Millionen US-Dollar (respektive investierbaren Mitteln von 30 Millionen US-Dollar ) aufwärts pro Person zur Extraklasse der UHNWI, deren Größe der jüngste Global Wealth Report von Credit Suisse zu Jahresbeginn auf exakt 175.690 Personen weltweit schätzt – wobei einige von ihnen "Extraklasse" mit "Exzentrik" gleichsetzen.
 
"Dummies" mit dickem Konto
Denn dass Moneten und Manieren oder das Grundwissen um die Geldanlage als solche Hand in Hand mit dem Kontostand gehen, ist kein Naturgesetz. Fast sieht es so aus, als hingen Reichtum und Rüpelhaftigkeit miteinander zusammen. Zumindest, wenn man den Erfahrungsberichten jener Private Banker Glauben schenken darf, die den FT-Redakteuren in Europas heimlicher UHNWI-Metropole London zugetragen wurden. (ps)