Nachhaltigkeit ist spätestens am 2. August in der Vermittlung von Finanz- und Versicherungsanlageprodukten angekommen. Die entsprechenden Verordnungen für die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden gelten jetzt. Ob aber ein Verbraucher letztendlich ein Produkt erwirbt, das Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (Environmental, Social, Governance, abgekürzt: ESG) berücksichtigt, hängt nicht von den Vorgaben aus Brüssel ab, sondern von der Ansprache des Beraters und insbesondere seiner Wortwahl. Hierbei muss er auch auf das Alter des Kunden achten – die jüngere Generation ist empfänglicher für ESG-Produkte als die ältere, wie zwei aktuelle Studien zeigen.

So entscheiden sich Verbraucher öfter für ein nachhaltiges Versicherungsprodukt, wenn die Beiträge etwa in "ökologische" anstelle von "ESG-konforme" Unternehmen investiert werden sollen. Die vom europäischen Gesetzgeber vorgeschriebene Begriffswelt mit Bezeichnungen wie "Mindestanteil taxonomiekonformer Investitionen" sei nicht selbsterklärend. Erläuterungen und Aufklärung über die damit verbundenen zahlreichen Aspekte von Nachhaltigkeit ist daher wichtig. Das ist das Kernergebnis einer Studie der Technischen Universität München (TUM) im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Dafür wurden 705 Personen befragt, wie der GDV mitteilt. Ein weiteres Ergebnis: Wenn jemand schon über Nachhaltigkeit informiert ist, sei er empfänglicher für eine emotionale Ansprache.  

Junge Kunden kennen den Begriff "ESG-Investing"
Die GDV-Studie förderte ferner zutage, dass gerade junge Kunden besonders offen für nachhaltige Produkte sind – was eine repräsentative Umfrage von Fidelity International unter mehr als 2.000 Bundesbürgern unterstreicht. 44 Prozent der 18- bis 34-Jährigen wollen mit ihrem Geld die Welt positiv verändern. Bei den über 55-Jährigen hegen lediglich 27 Prozent diesen Wunsch, wie die Fondsgesellschaft in einer Pressemitteilung schreibt. Auch das Wissen rund um nachhaltige Investments ist bei den Altersgruppen unterschiedlich ausgeprägt. Nur 16 Prozent der über 55-Jährigen haben schon einmal den Begriff "ESG-Investing" gehört. Die Jüngeren sind besser informiert: 37 Prozent können mit dem Begriff etwas anfangen.

Unterschiede zeigen sich auch in den getätigten Investments. 41 Prozent der 18- bis 34-Jährigen, die bereits in Wertpapiere investiert haben, geben an, ihr Geld vorwiegend nachhaltig anzulegen. Bei den über 55-Jährigen sind es gerade einmal 17 Prozent. Ein Grund für die unter 35-Jährigen, nachhaltig zu investieren, ist auch, dass sie vermehrt der Meinung sind, Nachhaltigkeit sei ein langfristiger Erfolgsfaktor für Unternehmen. (jb)