Aufseiten der Anbieter klassischer Fonds und passiver ETFs tobt seit Jahren ein Kampf um Rabatte und Niedriggebühren. Und auch Käufer von Investmentprodukten werden immer preissensitiver. Kein Wunder: Mit Inkrafttreten der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II wissen sie nun auf den Cent genau, was Vermittler an Gebühren für ihren Service bekommen. Die Folge: Viele Fondsanleger hinterfragen die Höhe und Berechtigung dieser Kosten zunehmend kritisch, schauen sich im Zweifelsfall nach günstigeren Angeboten um – und treffen dabei auf immer mehr Berater, die ihnen mit entsprechenden Discount-Modelle entgegenkommen.

Zu ihnen zählt der Online-Fondsvermittler Envestor, der seit kuzem zwei Varianten anbietet, wie die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) schreibt. Demnach zahlen Kunden, die Anlageentscheidungen selbst treffen wollen und ausdrücklich keine Beratung wünschen, ein Entgelt von maximal 0,19 Prozent des Fondsguthabens pro Jahr. Provisionen, die das Unternehmen mit einer Erlaubnis gemäß Paragraf 34f Gewerbeordnung erhält, erstattet es Kunden quartalsweise komplett. "Sie können auf diese Weise bis zu 70 Prozent der Vertriebsprovisionen sparen", sagt Unternehmensgründer Michael Weisz der SZ. Zudem fällt keine Servicegebühr an, und auf Ausgabeaufschläge verzichtet die Frankfurter Gesellschaft ebenfalls.

Wenn sich Anleger nicht zutrauen, die Fondsanlage selbst in die Hand zu nehmen, können sie sich für die Variante inklusive Beratung entscheiden. Dann behält Envestor die Provisionen als Vergütung für die geleistete Unterstützung ein. "Viele Anleger möchten die Investmententscheidungen Profis überlassen, da die näher am Thema sind als sie", zitiert die Zeitung Weisz, der zudem beim Maklerpool Fondsnet für die Entwicklung des Bereichs Investment zuständig ist. Aber immer mehr Kunden würden das Direktmodell wählen. Ihr Vorteil: Fließen die eingesparten Ausgabeaufschläge und Gebühren in die Fondsanlage, verstärkt das über die Jahre den Zinseszins-Effekt. 

Fondssupermarkt, AAV und andere Anlage-"Aldis"
Envestor ist bei weitem nicht der einzige Fondsvermittler, der Kunden Teile der Provisionen erlässt. So wendet sich die Firmengruppe rund um die Berater Marco Kantner und Frank Berberich aus dem unterfränkischen Miltenberg schon seit Jahren mit ihrem Fondssupermarkt an Selbstentscheider, die auf Beratung verzichten und entsprechend geringe Provisionen entrichten müssen. Kunden, die mehr Unterstützung möchten und dafür auch höhere Gebühren zahlen, können über www.infos.com in Publikums-Portfolios investieren. Und solche, die eine klassische Beratung – zu entsprechenden Konditionen – wünschen, bedienen Kantner und Berberich über die WK Vermögensverwaltung.

Die SZ nennt weitere Vermittler-"Aldis". Die Berliner Profinance, die seit 22 Jahren auf dem Markt ist, zahlt zwei Drittel der Bestandsprovisionen in Form einer "Treueprämie" zurück – ab 10.000 Euro Fondsguthaben. Ab 50 000 Euro im Depot gibt es zusätzlich bis zu 50 Prozent dieser Prämie obendrauf. Die Münchner Finondo erstattet Provisionen vollständig und kassiert stattdessen eine Servicegebühr in Höhe von 0,35 Prozent. Beim Angebot "Alpha-Tarif", das der Vermittler AAV aus Aalen offeriert, erhält der Kunde 80 Prozent der Provisionen rückerstattet, auf einen Online-Zugang zum Depot muss er aber verzichten.

Die Berliner Gesellschaft Rentablo bietet der SZ zufolge zwei Varianten an: Bei der ersten gibt es die Hälfte der Provision zurück, bei der zweiten erstattet der Vermittler 100 Prozent, allerdings fallen dann monatlich 15 Euro an Verwaltungskosten an. Rentablo-Geschäftsführer André Rabenstein ergänzt in diesem Zusammenhang: :"Wir prüfen quartalsweise rückwirkend, welches Modell sich für unsere Kunden besser gerechnet hätte. Wir stellen dann rückwirkend auf das für den Kunden günstigere Cashback-Modell um. Somit ist sichergestellt, dass sich Rentablo ab dem ersten Euro lohnt und unsere Kunden niemals mehr zahlen als sie von uns erstattet bekommen." (jb)