Die Erfolgsbilanz börsengehandelter Indexfonds (ETFs) fällt deutlich schlechter aus als oft vermutet. Zu diesem Ergebnis kommt Ali Masarwah, Geschäftsführer der Fondsdiscount-Plattform Envestor, in einer nun veröffentlichten Auswertung. Der langjährige Morningstar-Analyst macht dies vor allem an der Vielzahl der ETF-Schließungen fest, die das eigentlich gute Abschneiden dieser Produktkategorie deutlich eintrübt.

Für seine Analyse betrachtete Masarwah die Performance der ETFs in 30 relevanten Kategorien zwischen April 2014 und März 2024. Auf den ersten Blick schneiden die Indextracker überzeugend ab: In 21 der 30 Vergleichsgruppen liegt ihre Performance über dem Durchschnitt der jeweiligen Morningstar-Kategorie.

"Survivorship Bias" schönt die Ergebnisse
Bei den Weltaktienfonds lieferten die ETFs im Schnitt eine jährliche Outperformance von fast drei Prozentpunkten. "MSCI-World- oder FTSE-World-ETFs haben die durchschnittlichen Fonds der Kategorie regelrecht deklassiert", meint der Branchenkenner. Auch in den Kategorien "Aktien Eurozone", "Aktien USA", "Aktien Europa" und "Aktien Technologie" liegt die jährliche Outperformance der ETFs der Auswertung zufolge bei deutlich mehr als einem Prozentpunkt. "Den Vogel schießen ETFs auf den Nasdaq 100 ab, die die Fonds der Kategorie 'Aktien USA Wachstum' um jährlich 5,75 Prozentpunkte übertroffen haben", so Masarwah.

Aber: In dieser Erhebung werden nur ETFs berücksichtigt, die im April 2014 schon am Markt waren und mindestens zehn Jahre "überlebten". Erfolglose Produkte, die zwischenzeitlich verschmolzen oder liquidiert wurden, bleiben außen vor. Statistiker sprechen vom "Survivorship Bias".

Nur jeder zweite USA-Growth-ETF hat zehn Jahre überlebt
Deshalb analysierte der Envestor-Chef in einer zweiten Auswertung, wie viele Indexfonds in der Zwischenzeit eigentlich auf der Strecke geblieben sind. Sein Fazit: "Man kann getrost von einem Massensterben sprechen." In der Kategorie "Rentenfonds Euro Staatsanleihen" beispielsweise überlebten von einst 76 ETFs gerade mal 33. Das ergibt eine "Überlebensquote" von 43 Prozent.

Doch es geht noch deutlich schlechter: Von einstmals neun ETFs für europäische Nebenwerte wurden zwischen 2014 und 2024 sieben liquidiert, was zu einer Überlebensquote von 22 Prozent führt. Für Europa- und Euroland-Aktien-ETFs beziffert Masarwah diese Kennzahl auf 55 respektive 57 Prozent. "Selbst in der Kategorie 'Aktien USA Standardwerte' haben nach zehn Jahren nur 63 Prozent der ETFs überlebt", rechnet der frühere Fondsanalyst vor. "USA-Growth-ETFs kommen sogar nur auf eine Überlebensquote von 50 Prozent."

"Ordentlich, aber bei Weitem nicht berauschend"
Berücksichtigt man nun dieses "ETF-Sterben", schnurrt die eigentlich beeindruckende Outperformance der Indextracker geradezu in sich zusammen. Masarwahs Auswertung zufolge gelang es nur 59 Prozent der USA-ETFs, zum einen die zehn Jahre seit 2014 zu überleben und zum anderen den Durchschnitt der Fonds der Kategorie "Aktien USA" zu übertreffen.

"Die sagenumwobenen MSCI-World-ETFs hatten, zusammen mit Deutschland-ETFs, mit jeweils 63 Prozent die höchsten Erfolgsquoten aller Kategorien", berichtet der Envestor-Chef. "Das ist ordentlich, aber bei Weitem nicht berauschend." In den meisten Sektor-Kategorien beträgt die Erfolgsquote der ETFs nur zehn bis 20 Prozent. "China-Aktien-ETFs, die 2014 am Markt waren, haben eine Erfolgsquote von, nun ja: null Prozent", ätzt Masarwah. Bei Europa-Nebenwerte-ETFs beziffert er diese Kennzahl auf 22 Prozent, USA-Nebenwerte-ETFs kommen auf 38 Prozent. Vor diesem Hintergrund, so sein Fazit, falle die ETF-Bilanz "erschreckend schwach" aus. (bm)