"Buchprüfung": Neue Lektüre von Homm und Maschmeyer
Mit Carsten Maschmeyer und Florian Homm veröffentlichen dieser Tage zwei Wirtschaftspromis Ratgeber zu Fragen der Geldanlage und Krisenbewältigung.
Jeder kann reich werden, dank der "Millionärsformel"! Die hat Carsten Maschmeyer höchstselbst entwickelt und verspricht in seinem gleichnamigen Buch (erschienen im Ariston-Verlag), dass weder Nullzinswelt noch fehlendes Startkapital strebsame Menschen daran hindern können, zu Geld zu kommen. Hauptsache, man denkt in großen Dimensionen.
Wenn einer den Weg zu Ruhm und Reichtum kennt, dann Maschmeyer. Als Sohn einer alleinerziehenden Sekretärin auf die Welt gekommen, hat er es zu einem stattlichen Vermögen gebracht – dank des von ihm gegründeten Finanzvertriebs AWD (Allgemeiner Wirtschaftsdienst) und der manchmal rücksichtslosen Vertriebsmethoden seiner Außendienstler. Wer ihm nacheifern will, so heißt es, brauche nur das richtige "Mindset" und jede Menge Disziplin.
Geld schafft mehr Geld
Denn, so der Autor: "Vermögen schafft Vermögen, Renditen erzielen weitere Renditen." Und: "Ohne Finanzkenntnisse kein Vermögensaufbau." Dass den meisten Verbrauchern Themen wie Zukunftsvorsorge oder Finanzplanung eher lästig sind, wissen Berater aus ihrer täglichen Praxis nur zu gut. Und so kann es durchaus von Nutzen sein, sich auf rund 300 Seiten an Maschmeyers Fersen zu heften und ihm auf dem kurzweiligen Streifzug zu essentiellen Fragen der Risikostreuung, zum Immobilienkauf, zu versteckten Einsparmöglichkeiten im Alltag, Weiterbildung und Jobwechsel bis hin zur Berufsunfähigkeitspolice zu folgen.
Das Ende naht...
Auch der ehemalige "Plattmacher" und Bestsellerautor Florian Homm hat erneut zur Feder gegriffen und diesmal einen veritablen Rundumschlag gegen das globale Finanzsystem unter dem Titel "Endspiel" zu Papier gebracht. Das Buch des ehemaligen Hedgefondsmanagers (erscheint am 15. Februar im Finanzbuch-Verlag) kann als Generalabrechnung mit Zentralbanken, Staaten und internationalen Wirtschaftsinstitutionen verstanden werden.
Trotz der schlüssigen Argumentation und zahlreicher spannender Einblicke ins Innenleben der Investmentszene: Homms Zutaten erinnern stark an die Rezeptur anderer Untergangs-Pamphlete. Im Telegrammstil: Das globale Finanzsystem steht unrettbar vor dem Abgrund. Die internationalen Zentral- und die nationalen Investmentbanken betrachten Politiker als ihre Erfüllungsgehilfen. Die weltweite Liquiditätsschwemme kann den nahenden Zusammenbruch nur noch aufschieben – Umkehr unmöglich.
"Nullzinskredite sollen uns bloß dazu ermuntern, in sinnlose Dinge zu investieren", schreibt Homm, dem wegen seines früheren Finanzgebahrens allein in den USA 225 Jahre Haft drohen und der sich auch in Europa weiter mit staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen konfrontiert sieht. Homms Horrorszenario: Industriestaaten und Schwellenländer sitzen gemeinsam in der Schuldenfalle, aus der es kein Entrinnen gibt. Die Folge: Repression, Rezession, Depression, Inflation. Auch einen Kollaps der Deutschen Bank hält er für nicht ausgeschlossen.
...esst mehr Obst!
Das im Untertitel gegebene Versprechen – nämlich zu erklären, "wie Sie die Kernschmelze des Finanzsystems sicher überstehen" – bleibt unerfüllt. Zwar legt der Autor faktenreich dar, weshalb man nicht auf den Immobilienhype aufspringen soll. Doch das meiste von dem, was Homm zur Vermeidung des totalen Vermögensverlustes rät, dürfte bei Otto-Normal-Lesern für Kopfschütteln sorgen: Schrebergarten mieten, eigenes Gemüse züchten, Konsum einschränken – und die Linken wählen. (ps)
Kommentare
Dimensionen XXL
AntwortenMaschmeyer soll inzwischen über eine Milliarde Euro schwer sein. Gestartet hat er mit 50.000 DM. Ganz ehrlich: Das hätte ich auch gern. Da würde niemand nein sagen - egal ob Angestellter, Freelancer, Unternehmer, Investor ... Maschmeyer hat alle diese Rollen durch und er war überall erfolgreich. Unverschämt erfolgreich. Klar, dass man dafür in großen Dimensionen denken muss.
Gustav_K am 08.02.16 um 18:18Homm und Maschmeyer = Mut
AntwortenIch finde es bemerkenswert, diese zwei Herren in ein Stück zur Buchbesprechung zu packen. Halb Internet-Deutschland jault auf, wenn es diese Namen liest. Zu Unrecht, dafür hat die Redaktion Dank verdient; denn es geht nicht um den Verfasser, sondern um den Inhalt. Das eine Buch wird gerade stark beworben (Maschmeyer), das andere landet (meinem bescheidenen Eindruch nach) unter "ferner liefen". Beides muss nichts heißen. Aber in das erste habe ich hineingelesen und Teile die Auffassung der Redaktion: Motivierend und klar. Für das zweite suche ich mir jetzt eine Leseprobe. "Crashpropheten" gibt es genug; nicht viele sind so gecrashed wie Homm. Das ist ggf eine spannende Perpektive! Grds ist mir der positive Ansatz ("jeder kann es schaffen") aber näher.
MarcusKraft am 08.02.16 um 18:11