Die Zinsen für Baukredite sind seit dem Frühjahr 2022 in Deutschland unerwartet stark gestiegen. Bei der Weitergabe der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) an Sparer lassen sich viele Kreditinstitute hingegen mehr Zeit. Dies geht aus dem am Montag (26.6.) veröffentlichten Monatsbericht der Deutschen Bundesbank hervor, über den die Nachrichtenagentur "dpa" berichtet. 

Zwar sei es nicht ungewöhnlich, dass verschiedene Bankzinssätze in unterschiedlichem Maß und Tempo auf Änderungen der Marktzinsen reagierten, heißt es in dem Bericht. Der "dpa" zufolge zeigt die Analyse aber, dass die Geldinstitute den Zinssatz für Wohnungsbaukredite an private Haushalte seit Mai vergangenen Jahres stärker angehoben haben als zu erwarten gewesen wäre.

Höhere Zinsen, höhere Risiken
Die Bundesbank-Experten führen dies vor allem auf deutlich gestiegene Kreditrisiken zurück. Die höheren Zinsen im Euroraum sind für Banken zwar grundsätzlich positiv. Kurzfristig entstehen allerdings auch Risiken, weil höhere Zinsen Kreditnehmer zusätzlich belasten.

Mit Zinserhöhungen für Sparer bei täglich fälligen Einlagen wie Tagesgeld sind Banken und Sparkassen der Bundesbank zufolge nicht so schnell. Diese seien zwar auch in der Vergangenheit nach Leitzinserhöhungen relativ langsam gestiegen. Seit September 2022 gestalte sich die Zinsweitergabe jedoch "noch träger" als in früheren Jahren. 

Perspektivisch mehr Sparzinsen
Ein Grund dafür könne ein unvollständiger Wettbewerb im Bankenbereich sein. Eine weitere Ursache erkennen die Experten in der zögerlichen Reaktion von Sparern auf niedrige Zinsen. Nach Einschätzung der Bundesbank zieht der Wettbewerb um Kundengelder aber so langsam an. Bankkunden könnten daher perspektivisch von steigenden Zinsen profitieren. (am)