Die in Deutschland aktiven Asset Manager sind vergangenes Jahr mit einem blauen Auge davongekommen: Trotz des turbulenten Börsenjahrs 2022 sind ihnen netto 66 Milliarden Euro zugeflossen, wie der Branchenverband BVI anlässlich der Veröffentlichung der Absatzstatistik für 2022 mitteilt. Den Löwenanteil der Mittelzuflüsse machten Investments in offene Spezialfonds aus, die damit die Mittelabflüsse von 4,2 Milliarden Euro aus offenen Publikumsfonds mehr als kompensierten.

Im vierten Quartal des vergangenen Jahres verzeichneten Publikumsfonds bereits wieder Zuflüsse von fünf Milliarden Euro, berichtet der Verband. Der BVI betont ferner, dass die Abflüsse aus den Vehikeln für Privatanleger geringer waren als in den Krisenjahren 2008 (27 Mrd. Euro) und 2011 (15 Mrd. Euro).


In der Bilderstrecke oben hat FONDS professionell ONLINE die wichtigsten Zahlen aus der BVI-Investmentstatistik grafisch aufbereitet – einfach weiterklicken!


Fondssparpläne stützen Geschäft 
"Der Einmarsch Russlands in die Ukraine war eine Zäsur", sagt BVI-Präsident Dirk Degenhardt. "Der Krieg, explodierende Energiepreise und steigende Inflationsraten haben zu deutlichen Kursrückgängen an den Aktien- und Rentenmärkten geführt und Anleger verunsichert. Trotzdem haben sie sehr besonnen reagiert, denn wir haben keine hohen Rückflüsse gesehen, sondern eher eine Kaufzurückhaltung."

Für das – im Vergleich zu anderen Fondsmärkten in Europa – gute Neugeschäft in Deutschland verweist der BVI-Präsident nicht nur auf die Zuflüsse in Spezialfonds, die das Kapital institutioneller Anleger verwalten. Auch die Fondssparpläne stützen das Neugeschäft immer stärker. "Erste Signale für das Januar-Geschäft waren gut", fügt Degenhardt noch an.

ESG-Produkte sammeln frisches Geld ein
Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen haben sich teilweise vom schwierigen Marktumfeld abkoppeln können, so der BVI weiter. Produkte, die die Fondsgesellschaften gemäß Artikel 8 oder Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) klassifiziert haben, erhielten netto 5,4 Milliarden Euro frisches Geld.

Zuletzt verwalteten diese Fonds ein Vermögen von 604 Milliarden Euro. Das sind 20 Prozent mehr als zum Ende des Vorjahres (503 Mrd. Euro). Der Anstieg erklärt sich vor allem durch die Umstellung von konventionellen Fonds auf solche, die die entsprechenden Transparenzanforderungen der EU gemäß Artikel 8 oder 9 der SFDR erfüllen. Offene Spezialfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen verwalten 135 Milliarden Euro. (jb)