Die Investmentstatistik, die der Branchenverband BVI regelmäßig veröffentlicht, ist eine wahre Fundgrube: Wie viel Geld haben Anleger aus Deutschland in Mischfonds investiert? Welche Immobilienfonds sind hierzulande besonders gefragt? Und welcher Anbieter muss Abflüsse im Deutschlandgeschäft hinnehmen? Solche Zahlen befriedigen nicht nur die Neugier von Konkurrenten oder Fachjournalisten, sie sind insbesondere für die politische Arbeit des Verbands wichtig, wie BVI-Vertreter immer wieder betonen. Ohne valide Zahlen hätten die Lobbyisten kaum eine Chance, mit ihren Anliegen in Berlin oder Brüssel zu punkten, so ihre Argumentation.

Hinter den Kulissen appelliert der BVI daher eindringlich an die Fondsanbieter, ihm Zahlen zum verwalteten Vermögen und Mittelaufkommen zu melden. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, stellte der Verband vor gut zwei Jahren sogar den Veröffentlichungsrhythmus um: Frei zugänglich gibt es die Statistik seither nur noch quartalweise. Die detaillierten Monatszahlen erhalten nur diejenigen Anbieter, die selbst ihre Daten einliefern.

Einige liefern Daten, ohne BVI-Mitglied zu sein
An der Statistik beteiligen können sich alle in Deutschland aktiven Asset Manager. Eine Mitgliedschaft im BVI ist keine Voraussetzung. Ethenea, LRI und Mainfirst beispielsweise sind kein BVI-Mitglied, stellen dem Verband ihre Zahlen aber dennoch zur Verfügung. Auf der anderen Seite gibt es eine ganze Reihe von BVI-Mitgliedern, die ihre Daten für sich behalten, obwohl die Offenlegung mittlerweile sogar Teil der verbandsinternen Wohlverhaltensregeln ist – dort heißt es: "Die Fondsgesellschaft nimmt an der BVI-Investmentstatistik teil."

Neues Futter erhielt die Diskussion jüngst durch die Tatsache, dass der Branchenriese Blackrock dem BVI gegenüber deutlich mehr Zahlen offenlegt als früher. Hatte der US-Vermögensverwalter bislang nur das verwaltete Vermögen und Mittelaufkommen seiner Münchner ETF-Palette gemeldet, verrät er nun auch Details zu seinem Geschäft mit aktiv verwalteten Publikumsfonds in Deutschland.

FONDS professionell ONLINE nahm das zum Anlass und hörte sich bei BVI-Mitgliedern, die noch keine Zahlen melden, um. Einige arbeiten tatsächlich daran, ebenfalls entsprechende Daten zu veröffentlichen, andere dagegen machen wenig Hoffnung auf mehr Transparenz.

Candriam und Schroders wollen sich beteiligen
Am weitesten ist Candriam. "Wir möchten diese Daten ebenfalls liefern", sagt Deutschlandchefin Tanja Bender. Das entsprechende IT-Projekt sei gerade abgeschlossen worden, für diesen Monat darf der BVI erstmals mit Input rechnen. Auch Schroders zeigt sich offen. "Wir haben kein Problem damit, dem BVI Zahlen zu liefern, möchten dies aber automatisiert tun", sagt Schroders-Deutschlandchef Achim Küssner. "Wir möchten eine entsprechende Schnittstelle programmieren lassen." Wann mit einem Abschluss dieses internen Projekts zu rechnen sei, lasse sich aktuell jedoch noch nicht absehen.

Capital Group, GAM, Legal & General IM und NNIP teilen mit, generell keine Daten zum verwalteten Vermögen und Mittelaufkommen auf Länderebene zu veröffentlichen. Nordea AM gibt zu Protokoll, die vom BVI geforderten Zahlen zum Deutschlandgeschäft nicht liefern zu können. Robeco antwortet, mit der Veröffentlichung solcher Daten auf lokaler Ebene eher zurückhaltend zu sein. "In bilateralen Gesprächen sind wir allerdings sehr transparent diesbezüglich", sagt Wholesale-Chef Kai Röhrl.

Ähnlich äußert sich J.P. Morgan Asset Management. "Durch die Fokussierung auf die vierteljährlichen Zu- und Abflüsse kann es zu Spekulationen und Fehlinterpretationen kommen, zu denen wir nicht beitragen möchten", so eine Sprecherin. "Als Beispiel seien unsere institutionellen Geldmarktfonds genannt, die viele Unternehmen inzwischen für ihr Treasury nutzen. Diese verzeichnen naturgemäß große Zu- und Abflüsse, die aber nicht aufgrund einer strategischen Asset-Allokationsentscheidung erfolgt sind, sondern auf dem Liquiditätsmanagement der Corporates beruhen." Im vertraulichen Gespräch mit Geschäftspartnern würde man verschiedene Investmenttrends und Anlegerfavoriten jedoch offenlegen.

Fidelity fürchtet ein "verzerrtes Bild"
Assenagon teilt mit, sich bei der Darstellung des verwalteten Vermögens auf Anfragen ausgerichtet zu haben, wie sie typischerweise von großen Investoren oder Investmentdatenbanken kommen. "Diese werden nach Asset-Klassen, Strategietypen und Vehikeln aufgeschlüsselt, was verglichen mit einer korrekten Aufteilung nach dem Sitz des unterliegenden Investors ungleich einfacher korrekt darzustellen ist", teilt der Münchner Asset Manager mit. Selbst bei kleiner Fondspalette sei es ein komplexes Unterfangen, die Daten gemäß BVI-Anforderungen zu ermitteln. "Wir würden es aber nicht ausschließen, künftig auch an den BVI zu melden", so eine Sprecherin.

Auch Fidelity zeigt sich generell offen. "Fidelity International liefert derzeit keine Zahlen an den BVI, da bisher nur Daten zu unseren Publikumsfonds eingeliefert werden konnten", erläutert eine Sprecherin. "Damit ergab sich in der Vergangenheit in der Öffentlichkeit leider ein verzerrtes Bild über das Geschäft von Fidelity in Deutschland." Neben dem Publikumsfondsbereich (Wholesale) sei Fidelity in Deutschland im institutionellen Asset Management, in der betrieblichen Altersvorsorge, dem Direktgeschäft und dem Plattformgeschäft (FFB) tätig. "Wir sind aktuell mit dem BVI in Gesprächen, ob und wie alle fünf Geschäftsbereiche in die BVI-Statistik künftig einfließen könnten, um damit ein umfassendes Bild über Fidelity in Deutschland geben zu können." (bm)