Einer der schärfsten Kritiker der Banken- und Geldanlagebranche macht sich auf zu neuen Ufern: Der Finanzpolitiker Gerhard Schick vom Bündnis 90/Die Grünen will zum Jahreswechsel sein Mandat als Abgeordneter im Deutschen Bundestag niederlegen, um eine Bürgerbewegung aus der Taufe zu heben. Dies berichtet die Wochenzeitung "Die Zeit".

"Ich gründe zusammen mit anderen die 'Bürgerbewegung Finanzwende'", sagte Schick im Interview mit der "Zeit". Dies brauche seine ganze Kraft, als Nebenjob sei das Projekt nicht realisierbar. Die neue Bewegung sei "überparteilich und unabhängig", so der Grünen-Politiker, der dem Bundestag rund 13 Jahre angehörte. "Da wäre es nicht gut, wenn ich als Vorstand gleichzeitig einer Bundestagsfraktion angehöre", erklärte er.

Gründung zum zehnten Jahrestag des Lehman-Crashs
Die "Bürgerbewegung Finanzwende" werde ganz bewusst zum zehnten Jahrestag des Zusammenbruchs der US-Investmentbank Lehman Brothers gegründet. Während des Gründungsprozesses sei Schick, der sich jüngst dem Thema "Hochfrequenzhandel" und der Solidität von Pensionskassen gewidmet hatte, klar geworden, wie sehr die Kritik an den Finanzmärkten alle Teile der Gesellschaft durchziehe. Gerade auch viele Konservative seien irritiert. "Zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise sind die entscheidenden Reformen ausgeblieben", erklärte Schick. Die Empörung darüber sei in der Gesellschaft weit verbreitet. "Diesen Bürgern wollen wir eine Stimme geben", so der Politiker.

Aufsichtsratschef der Nichtregierungsorganisation (NGO) solle der frühere Finanzmanager Udo Philipp werden, sagte Schick der "Zeit". Auch der ehemalige Chef der Monopolkommission, Martin Hellwig, schließe sich der Bewegung an. Dazu kommen sollen außerdem der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), Unternehmer, Verbraucheranwälte und Wissenschaftler. "Aus allen politischen Parteien, außer der AfD, sind Gründungsmitglieder dabei", so Schick.

Anschubfinanzierung durch Stiftungen
Nach Informationen der "Zeit" erfolgt die Anschubfinanzierung der "Bürgerbewegung Finanzwende" durch mehrere Stiftungen. Langfristig sollen Mitgliedsbeiträge und Einzelspenden die NGO finanziell tragen. (am)