Wenn Kunden Beiträge schuldig bleiben, Beiträge reduzieren oder gar Verträge kündigen, haftet der Makler im Personengeschäft (LV, PKV und bAV) für alle Abschlusscourtagen, die noch nicht vollständig verdient sind. Angesichts der Haftungszeiten von bis zu acht Jahren ist das Risiko erheblicher Courtage-Rückforderungen durch die Versicherer bereits absehbar. Daher hat Maxpool vor einigen Tagen ein internes Stundungsprogramm für Partnermakler gestartet (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Damit will man ausdrücklich nicht Umsatzrückgänge der Maklerbetriebe kompensieren. "Wir decken gezielt das separat drohende Risiko ab, falls bereits vermitteltes Geschäft von Kunden nicht mehr voll oder gar nicht mehr mit Beiträgen bedient wird und Versicherer deswegen Courtagen zurückfordern", erklärt Oliver Drewes, Vorstandschef der Phönix-Maxpool-Gruppe. Das könne Betriebe mit starker Übergewichtung des Personengeschäfts und überproportional betroffenen Kundenbeständen von der Kündigungswelle in Schieflage bringen.

Nach Maxpool nun auch Blau Direkt mit Stundungsprogramm
Andere Pools zeigten sich bei unserer Umfrage unlängst noch reservierter. Blau Direkt etwa verwies seine Partnermakler auf die Möglichkeit einer Stornoversicherung für ihre LV-Bestände. Mit vielen Lebensversicherern habe der Pool zudem im Storno-Fall moderate Auffanglösungen vereinbart. Liquiditätshilfen für Makler seien von Pools kaum finanzierbar, gab sich Oliver Pradetto, Geschäftsführer von Blau Direkt, pessimistisch. Seine Rechnung: Makler, die im Schnitt bis zu 40 Prozent ihrer Einnahmen in LV und PKV verlieren, müssten gleichzeitig bis zu 30 Prozent eines Jahresumsatzes an Stornogebühren zurückzahlen. Das sei kaum zu schaffen.

Nach einem Gespräch mit Drewes schwenkte Pradetto auf die Linie von Maxpool ein. "Blau Direkt bietet nun ein eigenes Programm zur Liquiditätsunterstützung an und stellt mehrere Millionen Euro bereit, um in Notlage geratene Kollegen zu helfen", verkündet Sebastian Plaza, Head of Sales & Support bei Blau Direkt.

Plaza verweist wie Maxpool darauf, dass die finanziellen Hilfen nicht pauschal verteilt würden. Eine Einzelfallprüfung finde unverändert statt. "Die Verhältnismäßigkeit der zu stundenden Salden zu einem in unseren jeweiligen Häusern geführten Sachbestand des Maklers muss stimmen", wird Drewes in der Meldung von Blau Direkt zitiert. Beiden Pools gehe es in erster Linie darum, aktive Kooperationspartner zu schützen. "Wir haben uns mit Blau Direkt inhaltlich abgestimmt", so der Maxpool-Chef auf Nachfrage von FONDS professionell ONLINE.

"Besicherung" über Sachbestände
"Wir prüfen qualitative Hintergründe zu den vorliegenden Vertragsstornierungen", betont Drewes. Zudem arbeite man mit risikogerechten Zinssätzen und gestalte die Rückzahlung der Salden nach Maklerwunsch flexibel, beispielsweise mit frei wählbarer Laufzeit von mehreren Jahren und einer Begleichung des Saldos über monatliche Raten oder durch eine prozentuale Kürzung der Vergütungssätze der kommenden Abrechnungen.

"Das ist eine vernünftige Initiative von Oliver Drewes", lobt Pradetto. Seine eigene Begründung: Courtagerückforderungen ab einer gewissen Größenordnung können nicht mehr bedient werden. Da bekomme man das Geld nicht, müsse es als Pool aber bereits dem Versicherer erstatten. Danach versuche man, das Geld beim betroffenen Makler einzuklagen, doch dessen Anwalt werde womöglich Ratenzahlungspläne vorschlagen. "Wenn das aber ohnehin so ist, muss ich meine Partner nicht demütigen", findet Pradetto. "Weder muss ich warten, bis er die Finger hebt und seine Zahlungsunfähigkeit erklärt, noch ihn frustrieren und schon gar nicht seine Kosten durch Mahn- und Anwaltsgebühren erhöhen", denkt der Chef von Blau Direkt den Worstcase voraus und fasst seinen Sinneswandel zusammen.

Umfragen bestätigen angespannte Lage der Vermittler
Pradetto verweist in diesem Zusammenhang auf eine Umfrage des AfW Bundesverbands Finanzdienstleistung vom April, an der sich 325 Mitglieder beteiligt haben. Demnach hat sich für Makler die Zahl ihrer Kundentermine in Folge der Corona-Krise im Schnitt um 45 Prozent reduziert. Trotz moderner Video-Tools würde der Kundenkontakt derzeit zu 90 Prozent per Telefon aufrechterhalten. Als derzeit drängendste Probleme erwiesen sich für die Befragten neben Kontaktbeschränkungen und fehlenden Kundenterminen die Sorge um das eigene Einkommen und die Liquiditätssicherung. Von den Produktpartnern würden jetzt vermittlerfreundliche Stornoregeln und die Stundung von Provisions-Rückforderungen erwartet.

Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) hatte in einer Umfrage unter seinen Mitgliedern (vorwiegend Versicherungsvertreter) herausgearbeitet, dass zwei Drittel der Vermittler Umsatzeinbußen zu verzeichnen hatten (FONDS professionell ONLINE berichtete). Von den Storni und Vertragskündigungen seien alle Sparten betroffen. Dabei verzeichnen 90 Prozent der Teilnehmer Rückgänge in den Sparten Leben und Kranken, 47 Prozent in den SHUR-Sparten und knapp 20 Prozent im Kfz-Bereich. (dpo)