Heiko Hauser, seit Oktober Geschäftsführer des Kasseler Finanzvertriebs Plansecur, warnt vor einer unüberlegten Abschaffung der provisionsbasierten Finanzberatung. "Klar ist: Die Provisionsdebatte bekommen wir nicht mehr vom Tisch", sagt Hauser im Interview mit FONDS professionell, das in voller Länge in Ausgabe 1/2023 erschienen ist. "Selbst wenn in diesem Jahr noch keine Entscheidung fallen sollte, taucht die Diskussion in ein paar Jahren wieder auf", so Hauser mit Blick auf mögliche Pläne der Europäischen Kommission, Zuwendungen in der Finanzberatung zu untersagen.

Einige Argumente der Befürworter eines Provisionsverbots bezeichnet der Plansecur-Chef als "durchaus stichhaltig": "Durch die Provision fließt anfangs ein Teil des Geldes nicht in den Sparanteil und wird so dem Zinseszinseffekt vorenthalten – das ist ein Problem", sagt er. "Andererseits zeigt das Beispiel Großbritannien, dass ein Provisionsverbot die Gesellschaft nicht wirklich voranbringt." Die Honorarberatung funktioniere für gewisse Kundengruppen, sei in der Breite aber kaum vermittelbar.

"Soll die Lösung dann lauten, alles über automatisierte Online-Plattformen zu erledigen?", fragt sich Hauser. "Dafür ist mir das Angebot ehrlicherweise noch nicht gut genug. Eine Kfz-Police lässt sich im Internet abschließen. Aber eine überzeugende Lösung für eine ganzheitliche Online-Beratung, bei der Themen wie die Altersvorsorge oder die Absicherung der Arbeitskraft eine Rolle spielen, kam mir noch nicht unter." Darum sieht Hauser aktuell keine Alternative zum Provisionsmodell.

Zunehmende Regulierung sorgt für ein Dilemma
Der Plansecur-Geschäftsführer weist in dem Interview auch auf ein Dilemma hin, das sich aus der zunehmenden Regulierung ergebe. "Regulierung kostet bekanntlich Geld. Wenn alles in die Provision rein muss, was vorne an Kosten anfällt, steigt die Provision notgedrungen, sonst rechnet es sich nicht mehr. Das wiederum kann nicht im Sinne des Kunden sein", betont Hauser. Regulierung solle zwar dem Verbraucherschutz dienen, der Verbraucher zahle sie aber mit. "Es wäre wirklich schade, wenn unser Provisionssystem kippt, weil vorne übermäßig Regulierung eingebaut wurde, die eigentlich dem Kunden helfen sollte", gibt Hauser zu bedenken.

Dem Topmanager, der vor seinem Wechsel zu Plansecur mehr als 20 Jahre lang für die Allianz arbeitete, ist vor allem eines wichtig: "Wie auch immer die Diskussion eines Tages ausgehen sollte: Es ist die Verantwortung der Politik und auch unserer Branche, die Beratungskompetenz, die dringend benötigt wird, langfristig überlebensfähig zu halten." (bm)


Das vollständige Interview, in dem sich Heiko Hauser auch zu den Besonderheiten des Kasseler Finanzvertriebs und sein Angebot an frustrierte Bankberater äußert, ist in FONDS professionell 1/2023 ab Seite 310 erschienen. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.