Die säulenübergreifende, digitale Renteninformation, auch Online-Rentenkonto oder digitale Rentenübersicht genannt, ist seit Jahresbeginn 2024 im Regelbetrieb. Seit Mitte 2023 war das Portal in der Pilotphase online. Noch Mitte Mai 2023 war die Anzahl der angebundenen Versorgungseinrichtungen (VE) erst im "mittleren zweistelligen Bereich", hatte Imke Petersen, Leiterin der Zentralen Zulagenstelle für Altersvermögen (ZfA) und der Zentralen Stelle für die Digitale Rentenübersicht (ZfDR) bei der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV-Bund), berichtet.

Nun liegt der erste Evaluierungsbericht zum Regelbetrieb des Portals vor. Er "fällt sehr positiv aus", heißt es bei der DRV-Bund. Die Plattform sei ausgezeichnet für die individuell erwartbare Vorsorgesituation im Alter nutzbar. "Das Feedback der Nutzer ist wertvoll und wichtig, hilft es uns doch, die Plattform weiter zu optimieren", lässt sich Stephan Fasshauer, Direktor der DRV-Bund, in einer Meldung zitieren.

Zahl angebundener Einrichtungen wird weiter steigen
Wie aus dem Bericht hervorgeht, sind mittlerweile 311 VE angebunden (externer Link). Zahlreiche weitere Einrichtungen befänden sich aufgrund der zu Jahresbeginn in Kraft getretenen gesetzlich verpflichtenden Anbindung nun ebenfalls im Anbindungsprozess an das Portal. Dies gilt für Vorsorgeeinrichtungen, die eine jährliche Standmitteilung verschicken und mehr als 1.000 Vorsorgeansprüche verwalten. "Mit der Anbindungsverpflichtung bis Ende 2024 können Bürger einen weit übergreifenden Teil ihrer Altersvorsorgeansprüche gebündelt einsehen und mit diesem Kenntnisstand in eine zielgerichtete Altersvorsorgeplanung gehen", so Fasshauer.

Neben der DRV sind auch Anbieter von Lebensversicherungen, Riester-Produkten und den bAV-Durchführungswegen Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds sowie Anbieter von Investmentfonds-Altersvorsorge gelistet. Im ersten Schritt noch nicht einbezogen seien Direktzusagen, Unterstützungskassen, berufsständische Versorgungswerke und die Beamtenversorgung gewesen. Das ändere sich jetzt sukzessive.

Informationen aus Portal verständlich, aber Anmeldung umständlich
Zu den wichtigsten Erkenntnissen bei der Evaluierung gehört laut DRV, dass Nutzer die Vertrauenswürdigkeit des kostenlosen Online-Portals hoch ansehen, sich für viele Bürger nach eigenem Bekunden ihr Kenntnisstand über die eigenen Altersvorsorgeansprüche wesentlich verbessert hat und die Informationen zu den individuellen Ansprüchen aus den drei Säulen als verständlich empfunden werden.

Zugleich haben Nutzer zahlreiche Wünsche zur Verbesserung an die Zentrale Stelle für die Digitale Rentenübersicht gerichtet. Laut Bericht geht es insbesondere um die Weiterentwicklung der Landingpage, eine Vereinfachung und bessere Verständlichkeit des Anmeldeprozesses und weiterführende Hinweise zu unabhängigen Beratungsangeboten. Die häufigsten Anfragen von Nutzern gab es zur Anmeldung und zum Authentifizierungsprozess (35,9 Prozent). Die ebenfalls gewünschten zusätzlichen Erklärvideos stünden im Portal inzwischen schon zur Verfügung (externer Link).

Zugriff mit scheinbar einfacher Identifizierung
Zugriff bekommen Nutzer nur durch Identifizierung mit dem elektronischen Personalausweis. Das ist hinderlich, weil viele Bürger diese Funktion bewusst nicht nutzen. Über drei Stufen könne man im geschützten Bereich von einer Landingpage über die Gesamtübersicht zu einer Detailseite gelangen, auf der auch Tipps zur jeweiligen Anwartschaft gegeben werden. Nutzer könnten entweder konkrete VE anfragen, welche Versorgungsansprüche insgesamt bestehen, oder alle angebundenen VE anfragen. Laut Bericht hatten von Ende Juni bis Mitte November 2023 rund 1,34 Millionen Personen die öffentliche Seite der digitalen Rentenauskunft und gut 416.300 Personen den ges­chlossenen, geschützten Bereich besucht.

Versierte Vorsorgeberater haben nicht gewartet, um ihre Kunden zu sensibilisieren. Schließlich benötigen Versicherungsmakler praktisch für jedes Beratungsgespräch zur Altersvorsorge einen ungefähren Überblick der Versorgungsansprüche des Kunden. Dazu gibt es zahlreiche Tools und Programme, die auch gesetzliche und betriebliche Ansprüche integrieren.

Steuern und Sozialabgaben außen vor
Zudem bleibt die digitale Rentenübersicht Angaben zu Sozialabgaben und Steuern schuldig. Das "hängt zu stark von der persönlichen Situation beziehungsweise den persönlichen Umständen ab", heißt es auf der Website. Kürzlich hatte eine unabhängige Expertenkommission Steuererleichterungen für Rentner gefordert, insbesondere die Einführung einer Rentenabzugsteuer.

Die DRV würde dann von Rentenzahlungen die Steuer einbehalten und ans Finanzamt abführen – wie schon bei der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung üblich. Rentner würden so einen geringeren Betrag ausgezahlt bekommen, wären aber von der Pflicht zur Steuererklärung befreit und müssten später keine Steuern nachzahlen. Die Kommission hat der Bundesregierung ihre Pläne in Form eines 195-Seiten-Berichts (externer Link) vorgelegt. (dpo)