Laut Benjamin Melman, Leiter Asset-Allocation und Sovereign Debt bei Edmond de Rothschild Asset Management (EdR), ist die europäische Aktienrally ebenso beeindruckend wie berechtigt. Der Fondsanbieter gewichtet deshalb europäische Aktien nach wie vor über. Länder wie Italien zeigten erste Erholungstendenzen, nach einer langen Periode der Stagnation. Darüber hinaus schwächten sich die Zeichen für eine Deflation ab. So habe sich etwa die Kreditvergabe in den vergangenen zwei Monaten stabilisiert. Melman zeigt sich optimistisch, dass auch die Unternehmensgewinne anziehen werden. Das Übergewicht in europäischen Aktien werde allerdings temporär mit Blick auf die politischen Risiken im Zusammenhang mit Griechenland abgeglichen.

Taktisch ist EdR bei Aktien ab sofort neutral aufgestellt. Dafür nennt Melman zwei Gründe: Zum einen gestalteten sich die Rahmenbedingungen für die US-Wirtschaft mittlerweile weniger positiv. So habe etwa der Einzelhandel noch nicht wie erwartet vom niedrigen Ölpreis profitiert. Die Verbraucher hätten sich offenbar kurzfristig entschieden zu sparen. Zum anderen beobachtet der Anlagespezialist Unsicherheiten hinsichtlich der britischen Parlamentswahlen im Mai. "Daher haben wir unser Exposure bei UK-Aktien reduziert", sagt er.

Europa ist auch bei Anleihen erste Wahl
Auf der Rentenseite bevorzugt EdR weiterhin Hochzinsanleihen und Wandelanleihen aus der Eurozone. Denn die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) ermutige Anleger dazu, höhere Risiken einzugehen. Bei US-Anleihen bleibt Melman vorsichtig: Anleger sind skeptisch hinsichtlich der Intentionen und Szenarios der US-Notenbank Fed. Sie warteten eventuell auf deutlichere Zeichen dafür, dass die Inflation planmäßig steigt, bevor sie US-Anleihen verkaufen. (fp)