Eine Komplettaufstellung aller künftigen Rentenansprüche: einfach, verständlich und wie ein Online-Bankkonto zu erreichen – das wäre praktisch. In Skandinavien gibt es solche Online-Rentenkonten bereits, in Großbritannien soll 2019 ein Rentenportal eingeführt werden. In Deutschland macht sich die Initiative Deutsche Renten Information (DRI) in Berlin für ein säulenübergreifendes individuelles Online-Rentenkonto stark.

Der Grund: Viele Bundesbürger wissen nicht einmal ungefähr, was sie aus der gesetzlichen, der betrieblichen und der privaten Altersvorsorge insgesamt zu erwarten haben. Zwar schickt die Deutsche Rentenversicherung alljährlich eine Rentenauskunft per Post, die Träger der betrieblichen Altersvorsorge sowie die Lebensversicherer senden ihren Kunden darüberhinaus Standmitteilungen zu. "Doch eine Zusammenschau aller Alterseinkünfte gibt es in Deutschland bisher nicht", sagt Klaus Morgenstern vom Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA) in Berlin.

Gute Sache für Vermittler
Ein Online-Rentenkonto könnte für Transparenz sorgen und dazu beitragen, dass Menschen sich aktiver um ihre Altersvorsorge kümmern. Versicherungsmaklern, Vermittlern und Beratern würde eine Gesamtübersicht zudem die Arbeit erleichtern. "Es wäre doch ein guter Einstieg in ein Beratungsgespräch, wenn etwa ein Versicherungsmakler fragen würde: 'Haben Sie denn schon mal auf Ihr Online-Rentenkonto geschaut?'", sagt Morgenstern.

Die Online-Lösung stößt durchaus auf Interesse. "Das Meinungsforschungsinstitut Insa Consulere hat in unserem Auftrag im April 2017 exakt 2.030 Personen über 18 Jahre befragt", sagt Morgenstern. Demnach halten 41 Prozent der Bundesbürger ein übergreifendes Rentenkonto für notwendig. Auch die Versicherer, die sich in Sachen Rentenportal lange sehr zurückhaltend zeigten, befürworten eine Online-Übersicht inzwischen. Der Finanzvertrieb MLP hat im November und Dezember 2016 bei 18 Versicherungsgesellschaften eine Umfrage gestartet. Das Ergebnis: Knapp 89 Prozent würden sich am Aufbau einer säulenübergreifenden Renteninformationsplattform beteiligen (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Keine zentrale Datenspeicherung
Datenschutz ist dabei natürlich ein enorm wichtiges Thema. "Es muss sichergestellt sein, dass auf der Informationsplattform keine Daten zentral auf Vorrat gespeichert werden", sagt Andreas Hackethal, Professor für Finanzen am House of Finance der Goethe Universität Frankfurt am Main und DRI-Vorsitzender.

Die Plattform dürfe weder dem Zugriff des Staates noch dem der Versicherungswirtschaft, der Banken oder Kapitalverwaltungsgesellschaften ausgesetzt werden. Der DRI arbeitet derzeit intensiv an einer Schnittstelle, die dies ermöglicht. Das Ziel der Initiative: Das deutsche Online-Rentenkonto soll 2020 startklar sein. (am)


Den vollständigen Bericht über die Entwicklung und den Nutzen eines Online-Rentenportals lesen Sie in der Heftausgabe 2/2017 von FONDS professionell, die Ende Mai erschienen ist. Angemeldete KLUB-Mitglieder können den Artikel auch im E-Magazin abrufen.