Er ist erneut auf die Bahn gegangen und dieses Mal scheint er gut aus den Startlöchern gekommen zu sein – der European Long-Term Investment Fund (ELTIF). Dafür sorgt die reformierte ELTIF-Verordnung, die seit Januar dieses Jahres anzuwenden ist. Das neue Regelwerk, auch "ELTIF 2.0" genannt, hat für die Anbieter solcher Fonds Erleichterungen gebracht. Zudem lockert es die Vorschriften für den Vertrieb. 

Da die Mindestanlagesumme von 10.000 Euro entfallen ist, können freie Berater nun auch weniger wohlhabenden Kunden einen Fonds dieses Typs empfehlen. Die besondere Geeignetheitsprüfung, bei der Finanzberater die illiquiden Assetklassen von ELTIFs vorstellen mussten, ist Geschichte. Jetzt genügt die übliche Mifid-II-konforme Beratung. Und die Bafin hat klargestellt, dass es Finanzanlagenvermittlern mit Zulassung nach Paragraf 34f Gewerbeordnung (GewO) erlaubt ist, ELTIFs zu vertreiben. 

Pools in Position
Damit steht den Vermittlern mit dem europäischen Langfristfonds nun ein zusätzliches Produkt zur Verfügung, das für Privatkunden durchaus Charme haben kann. Für den Vertrieb von ELTIFs benötigen die Finanzprofis aber die Maklerpools – und die bringen sich in Position, wie eine Umfrage von FONDS professionell zeigt.

"Wir haben bereits Vermittler, die sich für das Thema ELTIF interessieren", berichtet Frank Ulbricht, Vorstand des Maklerpools BCA und der BfV Bank für Vermögen mit Sitz in Oberursel. "Daher werden wir in Zusammenarbeit mit Plattformlösungen wie dem Angebot der Fondsdepot Bank die gesamte Infrastruktur zur Verfügung stellen, angefangen von Informationen aus unserem Research über Produkte und Beratungstools bis hin zu Abwicklungsprozessen", erklärt er. Die Abwicklung von ELTIFs soll künftig einfach über die "Diva"-Beratungsplattform der BCA erfolgen. 

Vermittler zeigen Interesse
Alexander Lehmann, Vorstand Vertrieb & Marketing des Maklerverbunds Fondskonzept, erkennt bei Vermittlern zwar Interesse an ELTIFs, allerdings beschränke sich dieses bislang eher auf Informationen. Kaufanfragen seien noch selten. "Bei uns können Vermittler europäische Langfristfonds bereits beziehen, bis dato jedoch nicht volldigital", so Lehmann. "Wir sind hier letztendlich von den Plattformen abhängig", sagt er. "Sobald diese in der Lage sind, per Webservices ELTIFs abzuwickeln, werden sie auch bei uns in vollem Umfang zur Verfügung stehen", erklärt er.

Beim Münchner Maklerpool Jung, DMS & Cie. können Vertriebspartner bislang nur geschlossene europäische Langfristfonds beziehen. "Wir planen aber für die kommenden Wochen, auch offene ELTIF-Produktlösungen in unseren digitalen Beratungsprozess 'ATweb Premium' einzubinden", berichtet Vorstandsvorsitzender Sebastian Grabmaier.

Echte Herausforderung
Gerade die Abwicklung offener ELTIFs ist für Depotbanken eine echte Herausforderung. Zwar werden die meisten 2.0-Fonds als sogenannte "Vollzahler" oder "Fully funded"-Produkte konzipiert. Dabei ruft der Asset Manager die Investitionssumme auf einmal ab, bucht sie in einen "Liquiditätstopf" und legt sie nach und nach an. Das erleichtert Fondsplattformen die Arbeit. Denn die IT-Systeme der Institute sind auf mehrfache Kapitalabrufe in der Regel nicht ausgelegt.

Die Rückgabe von Anteilen, die offene ELTIFs ermöglichen, bringt für Depot­banken jedoch eine andere Schwierigkeit mit sich. Im Sinne eines effektiven Liquiditätsmanagements setzen ELTIF-Anbieter bestimmte Gating-Instrumente ein, die Rückgaben etwa auf einen gewissen Prozentsatz des Nettoanlagevermögens beschränken. Dafür müssen Fondsplattformen aber erst einmal entsprechende Tools programmieren.

Eher Wochen als Monate
"Die ersten Depotbanken öffnen sich zwar für das Thema ELTIF", weiß Christian Hammer, Geschäftsführer des Hamburger Haftungsdachs NFS Netfonds. "Es ist aber ein zäher Kampf, diese neue Assetklasse bei den Instituten zu etablieren", berichtet er. Die Hamburger selbst sind gerade dabei, die neuen ELTIFs in ihre digitale Beratungsplattform "Finfire" zu integrieren. "Wir reden hier eher über Wochen als über Monate, bis wir für die Produkte vieler Anbieter die Abwicklung übernehmen können", ist Hammer zuversichtlich.

Bei Fondsnet ist schon alles parat. "Unsere Plattform ist sozusagen schlüsselfertig und auf den Vertrieb des ELTIF 2.0 vorbereitet", berichtet Marc Blum, Generalbevollmächtigter Business Development bei dem Pool aus Erftstadt bei Köln. "Wir warten aber auf die Depotbanken, von denen die meisten noch nicht so weit sind", sagt er. Sobald es aber so weit ist, kann er richtig zum zweiten Sprung ansetzen – der ELTIF 2.0. (am)


Einen ausführlichen Bericht dazu finden Sie in der aktuellen Ausgabe 1/2024 von FONDS professionell ab Seite 206. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.