Die Zahl der Bankberater wird deutlich schrumpfen. Davon sind die Consultants Andreas Neef und Andreas Schaich von Z-Punkt überzeugt. Das Kölner Analysehaus berät Konzerne wie Bayer, Siemens oder Volkswagen in strategischen Zukunftsfragen, hat aber auch schon für Banken, die Assekuranz und Asset Manager gearbeitet.

"Der Bankberater macht Angebote, die bereits heute in ähnlicher Qualität auch technisch möglich sind. Gleichzeitig hat das Vertrauensverhältnis zum Berater in den letzten Jahren gelitten", so Schaich im Interview mit FONDS professionell, das in voller Länge in der aktuellen Ausgabe 2/2017 erschienen ist. "Es wird unserer Meinung nach in Zukunft nur noch sehr wenige Bankberater geben. Und die sind quasi ein Zugeständnis an die Kunden, die noch in der alten Welt leben – ein Luxus, den sich nur noch wenige Banken leisten können."

"Der Bankberater ist gar nicht mehr entscheidungsfähig"
Neef zufolge hat das auch viel mit den internen Strukturen innerhalb der Geldinstitute zu tun. "Meiner Wahrnehmung nach ist der Bankberater gar nicht mehr entscheidungsfähig, denn die Entscheidungsprozesse sind in hohem Maße zentralisiert und auch automatisiert." Kreditbeschlüsse würden beispielsweise in zentralen Einheiten getroffen, auch im Anlagebereich sei diese Tendenz zu spüren.

"Früher hatte ich eine kleine Vermögensverwaltung, da machte man auf telefonischen Zuruf und per Händedruck Geschäfte", so Neef. Dort sei noch auf der Beziehungsebene gearbeitet worden. "Ich persönlich habe seit rund 15 bis 20 Jahren keinen Bankberater mehr als echten 'Partner' erlebt. Die Berater treffen nicht mehr Entscheidungen für den Kunden, sondern für die Banken."

"Menschliche Roboter"
Auf Seiten der Berater erlebe er viele Ängste und Strategien, die der Absicherung dienen, so Neef. "Ich kann mir vorstellen, dass diese Situation auch für den einzelnen Mitarbeiter sehr frustrierend ist." Die geschilderte Entwicklung sei sicherlich auch der zunehmenden Regulierung geschuldet. "Dennoch, um es deutlich zu sagen: Solange der Bankberater nicht selbst Entscheider ist, kann ich als Kunde auf ihn verzichten. Er ist für mich wertlos. Wenn man ihm Kompetenzen zurückgibt und auch die nötigen technischen Hilfsmittel an die Seite stellt, ist er wieder ein echter Partner."

Schaich zufolge wird der Filialabbau weiter voranschreiten. "Filialen wird es nur noch dort geben, wo eine Sichtbarkeit der Bank vor Ort wichtig ist. Dies erfolgt aus Kostengründen nur noch sehr punktuell. Ansonsten ist die Rolle der Filiale analog der Rolle des Bankberaters zu sehen: Eine Filiale bietet nur dann einen Mehrwert, wenn dort Menschen arbeiten, die meine Partner sind. Wenn dort nur noch menschliche Roboter sitzen, die zwar Fach-, aber keine Entscheidungskompetenz besitzen, brauche ich die Filiale nicht mehr." (bm)


Im ausführlichen Interview mit FONDS professionell sprechen Schaich und Neef unter anderem über die Zukunft des Bargelds, den Einfluss der Fintechs, digitale Währungen und die Blockchain-Technologie. Angemeldete FONDS professionell KLUB-Mitglieder können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.