Eine Zeit lang sah es fast so aus, als wären freie Finanzvermittler und -berater aus dem Schneider, doch dann stellte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im vergangenen November klar: Auch Finanzanlagenvermittler mit Erlaubnis nach Paragraf 34f Gewerbeordnung (GewO) und Honorarfinanzanlagenberater nach Paragraf 34h GewO haben die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden zu ermitteln. 

Ab wann die neue Pflicht, die für Anlageberater bei Banken, Vermögensverwalter und Versicherungsvermittler schon seit dem 2. August 2022 gilt, auf sie zukommt, steht noch nicht fest. Experten rechnen aber damit, dass es im März so weit sein wird. Umso besser ist es, dass Maklerpools ihren Partnern schon längst Tools anbieten, mit denen sie die ESG-Präferenzen abfragen können. FONDS professionell hat sich umgehört, welche Softwarelösungen und Erklärhilfen die Unternehmen bereithalten.

Nicht nur unter dem Haftungsdach
Die Hamburger Netfonds-Gruppe war pünktlich zum 2. August startklar. Seitdem steht nicht nur Beratern, die unter dem Haftungsdach der Gruppe tätig sind, ein umfangreiches ESG-Tool zur Verfügung. Auch freie Vermittler, die dem Maklerpool Netfonds angeschlossen sind, können es nutzen. Mehr noch, sie kommen um die Strecke zur Erhebung der Nachhaltigkeitspräferenzen gar nicht herum. 

In der Beratungsstrecke von Netfonds startet die ESG-Abfrage, nachdem der Vermittler die üblichen Parameter wie die Risikotragfähigkeit oder den Anlagehorizont eines Kunden aufgenommen hat. Erklärt der Anleger nun, dass ihm Nachhaltigkeit wichtig ist, muss er beantworten, zu wie viel Prozent sein Depot ESG-konform aufgestellt sein soll, und ob er detailliertere Präferenzen festlegen möchte. Hier wird es für den Berater kompliziert, denn jetzt kommt die Vorstellung der verschiedenen ESG-Kategorien an die Reihe. Die Netfonds-Gruppe hat dafür eine umfangreiche Infobroschüre entwickelt, die die komplexen Regelwerke und Begriffe verständlich erklärt. 

Voll integriert
Bei der Fonds Finanz gibt es Erklärungen direkt im Tool. "Wir haben die ESG-Präferenzabfrage in unsere Beratungssoftware Advisor’s Studio voll integriert", berichtet Daniel Arndt, Leiter Portfoliomanagement und Analyse im Kompetenzcenter Investment des Münchner Maklerpools. Wie bei Netfonds ist die Frage nach den Nachhaltigkeitspräferenzen unumgänglich. Nur wenn Anleger keinen Wert auf ESG legen, können die weiteren Abfragepunkte übersprungen werden.

Der Maklerpool BCA mit Sitz in Oberursel ermöglicht freien Vermittlern die ESG-Präferenzabfrage ebenfalls, allerdings ist diese nicht verpflichtend. Wer sie aber mit seinen Kunden durchlaufen möchte, bekommt Unterstützung. Die Lösung bietet dem Anwender innerhalb der ESG-Strecke Buttons mit zugehörigen Erklärungen oder Informationen. Die Strecke ist als agiler Prozess aufgebaut. Die BCA steht Verbesserungsvorschlägen offen gegenüber.

In die Portalsoftware übernommen
Einen ESG-Leitfaden, den Berater ihren Kunden vor einem Gespräch an die Hand geben können, sowie Info-Buttons zu allen wichtigen Begriffen hat auch der Maklerpool Fondsnet aus Erftstadt entwickelt. "Wir haben die ESG-Präferenzabfrage in unsere Portalsoftware Evolution übernommen", sagt Susan Staron, die bei Fondsnet die Partnerbetreuung leitet. Freie Vermittler müssen sie aber nicht zwingend nutzen. 

Falls sich keine Produkte finden, die zu den ESG-Vorgaben und gleichzeitig zu den Anlagezielen eines Kunden passen, kann der Berater erneut sein ESG-Profil ins Auge fassen. "Er kann den Kunden fragen, ob er seine Präferenzen ändern oder das Thema Nachhaltigkeit vorerst doch unberücksichtigt lassen möchte", sagt Staron. "Das ist natürlich zu protokollieren, allerdings bieten wir jederzeit die Möglichkeit zur Anpassung an." (am)


Einen ausführlichen Bericht über die Tools der Pools finden Sie in der aktuellen Heftausgabe von FONDS professionell 4/2022 ab Seite 318. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.