Die europäische Wertpapieraufsicht ESMA sieht eine "beträchtliche Anfälligkeit" der Wertpapier- und Asset-Management-Branche gegenüber Risiken am Immobilienmarkt. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse der Behörde, die die Zusammenhänge zwischen dem Immobilienmarkt und dem Wertpapier- und Fondssektor beleuchtet hat. Die hohe Inflation und steigende Zinsen gepaart mit einer schwächeren Konjunktur hätten den Häusermarkt unter Druck gesetzt, der in den vergangenen Jahren zudem eine immer höhere Schuldenlast aufgetürmt habe, so die ESMA-Autoren.

Eine anhaltende Belastung des Immobilienmarktes könnte Schockwellen durch das Banken- wie das gesamte Finanzsystem der Europäischen Union senden. Denn der Immobiliensektor habe in den vergangenen Jahren insbesondere im Asset Management an Bedeutung gewonnen. So sei das in Immobilien-Investmentfonds verwaltete Vermögen von 400 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf 1,5 Billionen Euro im Jahr 2022 hochgeschnellt. Die größte Marktpräsenz hätten Immobilienfonds aus Deutschland, Frankreich und Luxemburg.

Widerstandsfähigkeit auf die Probe gestellt
"Die sich verändernde Wirtschaftslage birgt Risiken, die die Widerstandsfähigkeit von Immobilienfonds auf die Probe stellen könnten", warnen die ESMA-Autoren. Die größte Schwachstelle sei ein Auseinanderklaffen bei der Liquidität offener Immobilienfonds – insbesondere bei solchen, die eine tägliche Anteilsrückgabe durch die Anleger zulassen.

So könnten in Stresssituationen die Fondsmanager sich gezwungen sehen, die weniger liquiden Vermögenswerte zu verkaufen, um Anteilsrückgaben bedienen zu können. Dies wiederum könnte einen Preisverfall am Häusermarkt noch verschärfen. "Unstimmigkeiten in den Liquiditätsprofilen erhöhen das Risiko eines weiteren Drucks auf die Bewertung", folgern die Autoren.

Bei Privathaushalten beliebt
Insbesondere in Deutschland sei wiederum die Verknüpfung der Immobilienfonds mit Retail-Anlegern groß. Denn in Deutschland würden 33 Prozent des Immobilienfondsvermögens von privaten Haushalten gehalten. Im EU-Schnitt sind es lediglich 22 Prozent. Das Volumen der auf Kleinanleger ausgerichteten, alternativen Investmentfonds mit Immobilienfokus beläuft sich der Analyse zufolge auf 208 Milliarden Euro. Dieses konzentriere sich auf Deutschland mit 118 Milliarden und Frankreich mit 50 Milliarden Euro. (ert)