Börsennotierte Indexfonds (Exchange-Traded Funds, ETFs) haben in der Gunst sogenannter Selbstentscheider deutlich zugelegt. Inzwischen nutzen diese Anleger, die ihre Investmententscheidungen selbst fällen und bewusst auf den Rat eines Finanzexperten verzichten, häufiger ETFs als klassische Investmentfonds. Diesen Schluss lässt eine Umfrage der Kommunikationsagentur Ergo und des Online-Portals Finanzen.net zu, die FONDS professionell ONLINE vorab vorliegt. Demnach nutzen 62 Prozent der befragten 605 Finanzen.net-Nutzer ETFs, nach nur 48 Prozent im vergangenen Jahr. Die Zahl der Teilnehmer, die auf aktiv verwaltete Fonds setzen, sank dagegen von 64 auf 59 Prozent. Nur Einzelaktien sind noch beliebter (siehe Grafik).

Die Ergebnisse der Studie zeigen zweierlei: Zum einen wird deutlich, dass die Investmentbranche bei informierten Privatanlegern an Boden verliert – diese Klientel setzt inzwischen lieber auf kostengünstige Indexfolger. Zum anderen wird offensichtlich, dass sich Privatanleger verstärkt zu einer für die ETF-Industrie attraktiven Zielgruppe entwickeln. Bislang werden die Indexfonds vorwiegend von institutionellen Investoren genutzt.

"Welche der folgenden Wertpapiere besitzen Sie?" (Antworten in %)
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ETF-Anteil in den Depots steigt
"Privatanleger werden als Zielgruppe für die Anbieter von ETFs zunehmend interessanter", sagt Jörg Schüren, Leiter des auf die ETF-Branche spezialisierten Teams bei Ergo Kommunikation. "Dies gilt erst recht, weil sich bisher nur wenige Anbieter systematisch um private Selbstentscheider bemühen. Hier liegt also noch viel Potenzial, das darauf wartet, gehoben zu werden."

So gab mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Befragten an, es sei "eher wahrscheinlich" oder "sehr wahrscheinlich", dass sie in den kommenden zwölf Monaten den ETF-Anteil an ihrem Vermögen erhöhen würden. Im Vorjahr hatten 49 Prozent diese Antwortmöglichkeiten gewählt – und ihr Vorhaben offensichtlich auch in die Tat umgesetzt. Die Studie zeigt nämlich auch, dass der ETF-Anteil an den Depots seit der vorigen Erhebungswelle gestiegen ist: Hatten 2013 noch 36 Prozent der Befragten mehr als zehn Prozent ihres Vermögens in ETFs investiert, waren es 2014 bereits 42 Prozent. "Die steigende Nachfrage nach ETFs von Selbstentscheidern spiegelt sich auch in einem gesteigerten Informationsbedarf wider", sagt Jens Ohr, Geschäftsführer von Finanzen.net. "Das können wir an einem überproportional gestiegenen Traffic innerhalb des ETF-Bereichs auf Finanzen.net feststellen."

Skepsis gegenüber Swaps nimmt zu
Parallel zur Beliebtheit von ETFs stieg allerdings auch die Skepsis gegenüber der Verwendung von Derivaten (Swaps) zur Abbildung von Indizes. So gaben 57 Prozent der Umfrageteilnehmer an, sie würden lieber in ETFs investieren, die keine Swaps verwenden – fünf Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Noch kritischer sind diejenigen Anleger, die bereits ETFs besitzen. In dieser Gruppe lehnen sogar 63 Prozent Swaps ab – 2013 waren es 59 Prozent.

Da auch viele institutionelle Investoren Swaps kritisch sehen, hat die ETF-Industrie entsprechend reagiert: Einige Anbieter, darunter die Deutsche Asset & Wealth Management (DeAWM), stellen große Teile ihrer Produktpalette auf voll replizierende Indexfonds um. (bm)


Zur Studie: Für die Studie befragte Ergo Kommunikation zwischen Ende Februar und Ende April 605 Nutzer der Finanzplattform Finanzen.net. 63 Prozent der Befragten haben einen Hochschulabschluss, 64 Prozent verfügen über ein monatliches Nettoeinkommen von 2.500 Euro oder mehr. Rund ein Drittel der Teilnehmer haben ein Anlagevermögen von mehr als 100.000 Euro, elf Prozent können sogar mehr als 500.000 Euro anlegen. Die große Mehrheit (78 Prozent) der Befragten nimmt keine Anlageberatung in Anspruch, zählt also zur Gruppe der Selbstentscheider. Die komplette Studie ist hier abzurufen.