Das von Haftungsdächern betreute Vermögen ist in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. In den vier Jahren bis Ende 2016 sind die "Assets under Control" von neun Finanzdienstleistungsinstituten, die für freie Berater arbeiten, um 60 Prozent auf gut acht Milliarden Euro geklettert (siehe Grafik unten). Das geht aus Zahlen in der Haftungsdach-Tabelle hervor, die FONDS professionell jedes Quartal veröffentlicht, zuletzt in Ausgabe 2/2017 (angemeldete FONDS professionell KLUB-Mitglieder finden die Tabelle auch hier im E-Magazin).

Das starke Wachstum erstaunt, weil die weitaus meisten freien Berater eigentlich mit einer Erlaubnis nach Paragraf 34f Gewerbeordnung arbeiten – und sich nur vergleichsweise wenige Vermittler für den Anschluss an ein Haftungsdach entscheiden.

Nun sorgen einige Faktoren dafür, dass die Zahlen verzerrt werden. So entfallen beim Marktführer NFS Netfonds allein 1,6 Milliarden Euro auf das Fondsadvisory. Für den Löwenanteil davon ist der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen verantwortlich, dessen Portfoliomanager Frank Fischer NFS als Haftungsdach nutzt. Doch selbst ohne dieses Geld sind die Assets der neun Institute seit Ende 2013 um gut 52 Prozent angeschwollen.

 

30 neue Partner seit Jahresbeginn
Gibt es also doch einen Massenansturm freier Vermittler auf die Haftungsdächer? "Nein, den gibt es nicht", sagt NFS-Geschäftsführer Christian Hammer. "Nur ganz selten wechselt ein 34f-Berater aus dem Maklerpool ins Haftungsdach. Die allermeisten neuen Haftungsdachpartner sind ehemalige Banker, die sich selbstständig machen." Allein in diesem Jahr habe NFS schon mehr als 30 neue Partner gewonnen, die meisten davon aus dem Private Banking.

Damit habe das Haftungsdach der Hamburger Netfonds-Gruppe schon im ersten Quartal  seine organischen Wachstumsziele für das Jahr 2017 übertroffen. "Wir sind wohl einer der wenigen Finanzdienstleister, die einer im Wandel befindlichen Bankenlandschaft gegenüber sehr positiv gestimmt ist", sagt Hammer.

"Langer Leidensweg"
Ähnliches berichtet Frank Ulbricht, Vorstand der BfV Bank für Vermögen, die zum BCA-Konzern gehört. "Die Zahl unserer vertraglich gebundenen Vermittler ist über die vergangenen Jahre leicht gesunken, das betreute Vermögen dagegen steigt deutlich. Der Grund dafür ist, dass sich unserem Haftungsdach vermehrt Banker anschließen, die meist schon signifikante Assets mitbringen."

Doch woran liegt es, dass sich gerade jetzt immer mehr Banker selbstständig machen? "Viele haben einen langen Leidensweg hinter sich", berichtet Hammer. "Der Vertriebsdruck steigt seit Jahren, der Frust auch, dazu kommen zahlreiche Umstrukturierungen und Strategiewechsel der Bank. Viele liebäugeln schon seit einiger Zeit lang mit der Selbstständigkeit, belassen ihren Plan aber in der Schublade. Doch irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem sie ihn herausholen und in die Wirklichkeit umsetzen." Demnach spricht einiges dafür, dass die Haftungsdächer weiter wachsen werden – auch wenn der Ansturm der freien Vermittler ausbleibt. (bm)