Empirische Daten zeigen, dass die geldpolitische Straffung die Vermögensverteilung insgesamt negativ beeinflusst hat, berichtet die Nachrichtenagentur "Reuters" unter Berufung auf eine am Dienstag (30.7.) veröffentlichte Studie der EZB-Ökonomen. Besonders die ärmere Hälfte der Haushalte in den 20 Ländern der Eurozone war von sinkenden Immobilienpreisen betroffen. Die nächsten 40 Prozent sowie vor allem die reichsten zehn Prozent der Haushalte erlitten Verluste hauptsächlich bei ihrem Finanzvermögen.

Die EZB reagierte ab Sommer 2022 mit einer Serie von zehn aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen auf den starken Anstieg der Inflation. Im Herbst 2022 überschritt die Inflationsrate in der Eurozone zeitweise die Marke von zehn Prozent. Insgesamt erhöhte die EZB die Zinsen um 4,50 Prozentpunkte, wobei die letzte Erhöhung im September 2023 erfolgte. Im Juni 2024 senkte die EZB die Zinsen jedoch erstmals wieder, da die Inflation deutlich zurückgegangen ist und im Juni mit 2,5 Prozent nahe dem Zielwert von zwei Prozent lag.

Laut den EZB-Volkswirten erholt sich das Nettovermögen der reichsten zehn Prozent der Haushalte schneller. Dies liegt daran, dass Finanzvermögen für diese Haushalte eine größere Rolle spielt und die Aktienkurse an den Börsen sich schneller erholen als Immobilienpreise. Das Vermögen im Euroraum ist weiterhin stark ungleich verteilt: Die reichsten zehn Prozent besitzen rund 56 Prozent des gesamten Nettovermögens, während die ärmere Hälfte der Haushalte nur fünf Prozent des Nettovermögens hält. (mb)